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Die besten Bücher im Januar

Die besten Bücher
(Foto: Pexels)

Spannender Jahresstart: Wir haben die besten Neuerscheinungen zusammengestellt.

Literarische Rückblenden, Coming-of-Age, morbider Humor und Meta-Noir – das neue Jahr fängt vielseitig an. Hier sind die fünf besten Bücher des Januar.

Yasmina RezaYasmina Reza: Anne-Marie die Schönheit

Erzählerin Anne-Marie blickt auf ihr Leben als Schauspielerin zurück. Anlass ist der Tod einer Kollegin namens Giselle Fayolle, die alles hatte, wonach Anne-Marie sich sehnte: Schönheit. Erfolg. Reichtum. Männer. Die Erzählerin dagegen blieb stets in der Mittelmäßigkeit verhaftet, und die Verbitterung darüber trieft aus jeder Zeile ihrer Selbstbetrachtung. Was Reza fantastisch gelingt, ist, die Marotten des Alters einzufangen: dieses abrupte Springen zwischen den Gedanken; diese Ehrlichkeit, die fast zwangsläufig immer wieder ins Boshafte rutscht; diese Abgeklärtheit und Selbstkritik, gepaart mit einer Milde, die sich in dem Versuch zeigt, das eine oder andere nachträglich zu rechtfertigen. jul

Hanser, 2019, 80 S., 16 Euro

Aus d. Franz. v. Frank Heibert u. Hinrich Schmidt-Henkel

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Die besten Bücher im Januar

Wolf Haas: Junger Mann

Ein leiser Coming-of-Age-Roman mit Haas-typischem Humorsound: ein Sommer der Abenteuer für den Helden, der als Gymnasiast an einer Tankstelle jobbt und plötzlich in einem LKW nach Thessaloniki sitzt. All das wird uns so entspannt und zurückgelehnt erzählt, wie das nur für die 1970er funktioniert. Am Ende der Geschichte ist der Junge zwar noch nicht erwachsen, hat aber in nur wenigen Wochen einen enormen Weg dorthin zurückgelegt. Und wir wissen jetzt, wie es in der Jugend des Schriftstellers Wolf Haas ausgesehen haben mag – wenn er uns nicht doch wieder reingelegt hat, diesmal mit einem autobiografischen Entwicklungsroman. jw

Hoffmann und Campe, 2019, 240 S., 14 Euro

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Cover Scott Adlerberg „Graveyard Love“Scott Adlerberg: Graveyard Love

Kurt Morgan lebt im Haus seiner Mutter, die ihn zum Schreiben ihrer Memoiren verdonnert hat. Doch Kurt interessiert sich mehr für die geheimnisvolle Frau, die er regelmäßig in der Abenddämmerung auf dem gegenüberliegenden Friedhof sieht. Kurt versucht, die schöne Catherine kennenzulernen und ihre Obsession zu verstehen. Dabei kommen ihm aber ein merkwürdiger Todesfall und ausgerechnet seine Mutter in die Quere. Wer von den drei Protagonisten am meisten einen an der Klatsche hat, erfährt man erst nach einigen raffinierten Wendungen. Neben einigen elegant eingewobenen Filmverweisen verbeugt sich Adlerberg mit der langwierigen Entsorgung einer Leiche auch vor Alfred Hitchcocks makaberem Humor. Ein großer morbider Spaß. nh

ars vivendi, 2019, 220 S., 18 Euro

Aus d. Engl. v. Jürgen Bürger

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Lene Albrecht

Lene Albrecht: Wir, im Fenster

Bruchstückhaft erfahren wir in diesem Debüt von einem Teenagerleben unter rauen Bedingungen, von zwei Mädchen und ihren Unsicherheiten. Immer wieder wechselt die Autorin die Zeitebenen, verliert sich in detaillierten Rückblicken, die so präzise sind, das man ihnen einfach glauben muss. Der Fokus liegt auf Lailas Verschwinden – etwas muss passiert sein. Was, erfahren wir zum Schluss. Mit dieser Spannung hängt man der Erzählerin förmlich an den Lippen. Die schmerzhafte Frage nach dem Warum begleitet das minutiöse Herantasten der Protagonistin. Lene Albrecht schafft eine Lebenswelt, die nachdenklich macht. Man taucht in sie ein – und braucht zugleich Distanz, um zu verstehen. jb

Aufbau Verlag, 2019, 223 S., 20 Euro

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Simenon

Georges Simenon: Der Schnee war schmutzig

Der vaterlose 18-jährige Frank Friedmaier lebt in einem Land, das von feindlichen Truppen besetzt ist. Würde, Mitgefühl und soziale Regeln sind durch den Krieg und die Willkür der Besatzungsmacht nicht mehr selbstverständlich. Im Puff seiner Mutter bedient er sich an den Mädchen und begeht gewissermaßen beiläufig einen Mord, über den er nicht weiter nachdenkt. Als er schließlich im Gefängnis landet, führen ihn die Isolation und seine Resignation fast bis zum Identitätsverlust. Nur durch einen Besuch spürt er für einem kurzen Augenblick, wie sich Zuneigung und Liebe anfühlen. Georges Simenon liefert eine zeitlose Betrachtung über das Wesen des Menschen und die Fragilität der Zivilisation als Meta-Noir. nh

Atlantik, 2019, 320 S., 12 Euro

Aus d. Französ. v. Kristian Wachinger

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