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Die besten Filme von Ryan Gosling

Ryan Gosling
Ryan Gosling in der Rolle seines Lebens: Ken in „Barbie“ DVD und Blu-ray sind erschienen bei Warner Bros. (Foto: Warner Bros)

Seit Auftritt als Ken in „Barbie“ war ein echter Brüller – aber wo war er noch super? Hier sind die besten Filme von Ryan Gosling.

„Großartig“, „genial“: So war es über die Jahre bei uns über Ryan Gosling zu lesen, wenn wieder einer seiner Filme startete. Wir schrieben auch von „starträchtig“ und „Hollywoods neuem Superstar“ – und lagen damit richtig, denn der „Barbie“-Star ist jetzt genau das. Daher – Ta-da! – kommen sie hier nun: Unsere besten Filme von Ryan Gosling!

Ryan Gosling und „Lars und die Frauen“

Eine von Ryan Goslings Durchbruchsrollen. Er spielt einen Einzelgänger mit dem schönen Namen Lars Lindstrom, der Schnurrbart, Rentierpullis und Karohemden trägt. Das ist sexy wie Stockfisch und dementsprechend ist der Sozialphobiker Lars auch drauf. Dann ordert er im Web eine High-End-Gummipuppe, stellt sie Schwester, Schwager und dem Dorf als Bianca vor, eine im Rollstuhl sitzenden religiöse Frau aus Brasilien. Lars ist glücklich, die anderen sind … irritiert. Das muss man erstmal mit Größe spielen und ohne Lars lächerlich zu machen. Ryan Gosling schafft das prima und herzerwärmend, und ich weiß: Gosling kann den schrägen Außenseiter.

Ryan Gosling hat „Drive“

Ryan Gosling kann aber auch Steve McQueen und Clint Eastwood. Er ergänzt die Schmallippigkeit und Coolness der beiden Männlichkeitsikonen aber noch mit einer Eigenschaft, die er in seinen spätere Filmen immer wieder aufnehmen und zum Markenzeichen ausbauen wird: Gosling guckt leerer und regungsloser als Schaufensterpuppen, selbst Filmleichen haben mehr Mimik. Die ideale Projektionsfläche für das, was wir empfinden, wenn wir ihm zusehen, wie er als Stuntman und Fluchtwagenfahrer seine Nachbarin und ihren Sohn kennenlernt, sich verliebt und in Überfälle, Mafiageld, Mord und Rache verstrickt wird. Dabei zeigt er, wie fließend der Übergang vom ersten Kuss im Aufzug zum Zertreten von Schurkengesichtern sein kann. Und er trägt eine oberlässige silberne Bomberjacke mit einem goldenen Skorpion auf dem Rücken. Da muss ich direkt an Marlon Brando – schon wieder eine Ikone! — und seine coole rote Jacke in „Endstation Sehnsucht“ denken. Ist Gosling da gleichauf? Nein, aber mit so wenig Schauspiel so wenig erreichen: Wer soll das überbieten? Doch Gosling kann noch weniger.

Er weiß aber: „Only God forgives“

In seinem zweiten Film mit Regisseur Nicolas Winding Refn übertrifft Ryan Gosling sich selber – und spielt noch mal weniger als in „Drive“. Obwohl, nein, eins macht er mehr: starren. Minutenlang schweigend starren. Gäbe es einen Preis für die längste Starr-Szene, diese Mischung aus Arthouse, Musikvideo und Tarantino bekäme ihn, ist sie doch eigentlich ein einziges langes Starren, unterbrochen nur von Superslowmotion und heftiger Gewalt. Gosling muss in Thailand seinen Bruder rächen, leider ist der Gegner stärker. Kein Problem, Gosling starrt ihn einfach noch länger an, mit einem Gesichtsausdruck wie ein leeres Blatt Papier. Banal? Pah, große, mutige Darstellerkunst, denn Gosling geht hier an die Grenzen dessen, was ein junger Hollywoodstar so machen kann, bevor er von den Besetzungslisten gestrichen wird und an der Seite von Nicolas Cage abstruse Straight-to-DVD-Streifen drehen muss. Allerdings: Wenn Ryan noch weniger macht, wird er sich auflösen. Und: Nimmt sich Gosling zu ernst?

Haha: „The big Short“

Nein, und er hat verstanden, dass er in einem Film auch mal wieder mehr machen sollte, als in Zeitlupe die Augenlider zu schließen. In der wunderbaren Finanzkrisen-Komödie spielt er in einem wunderbaren Cameo einen wunderbar schwarzhaarigen, wunderbar sonnenstudiogebräunten Finanzmakler der Deutschen Bank, der als einer der Ersten die monströsen Erschütterungen der Finanzmärkte 2008 erkennt – inklusive der sich daraus für ihn ergebenden finanziellen Vorteile. Wer hätte gedacht, das man von Dingen wie minderwertigen Hypotheken und Kreditausfalltausch so gut unterhalten werden kann? Kann man, wenn Ryan Gosling sie mit geweißten Zähnen und herrlich angepisst vorträgt. Merke: Der kann auch lustig.

Auch lustig: „The nice Guys“

Der kann sehr lustig. Er kann sogar Buddy Movie, als Privatdetektiv neben dem grummelig-schlagkräftigen Russell Crowe in der mäandernden 70er-Jahre-Krimikomödie. Er entwickelt sogar einen eigenen Komikstil aus sarkastischem Gebrabbel und hysterischem Geschrei und verfügt über ein sehr gutes Timing. Viel weiter weg von den ausdruckslosen Rollen in „Drive“ und „Only God forgives“ könnte Ryan nur noch sein, wenn er den blonden Ken von Barbie spielen würden! 😉

Ryan Gosling im „La La Land“

Erstmal zeigt Ryan Gosling in dem Oscar-prämierten Musical, dass er nicht nur sehr lustig kann, sondern: dass er auch tanzen kann! Und singen! Und Klavier spielen! Eigentlich auch kein Wunder, gehörte er doch als Zwölfjähriger zur Stammbesetzung des „Mickey Mouse Club“ im Disney Channel und trat neben Britney Spears und Justin Timberlake in Musik- und Tanznummern auf. Zudem ist er Teil des Indieduos Dead Man’s Bones. Aber welcher Hollywoodstar von heute kann das schon von sich sagen?

Guck mal: „Blade Runner 2049“/„Aufbruch zum Mond“

Gosling besinnt sich wieder auf seine Grundtugend, und die ist: Er kann immer noch unglaublich leer dreingucken. Das ist auch bitter nötig, spielt er doch er einen Androiden („Blade Runner 2049“) und einen Mann, der wie ein Android seinen Job tut („Aufbruch zum Mond“). Und statt sich in den Vordergrund zu witzeln, zu labern, zu tanzen oder zu singen, stellt sich Gosling komplett in den Dienst der Filme, was heißt: Er ist eine Art menschliches Dekor, ein Accessoire, er verschmilzt auf eine Weise mit den anderen Zutaten der Filme wie den Bildern, den Bauten, den Kostümen und den Effekten, wie es sonst nur Statisten in Massenszenen tun. Er ordnet sich dem Gesamtkonzept unter – ein absoluter Team Player. Das muss man als Hauptdarsteller erst einmal hinkriegen, so bescheiden muss man erst einmal sein! Ryan hat gar kein Problem damit, anderen den Vortritt zu lassen, im Gegenteil.

Ryan und Ken und „Barbie“

Haben wir geschrieben, Ryan nimmt sich nicht zu ernst? Es ist noch viel besser, er besitzt sogar eine sehr seltene Qualität im Filmbiz: Er nimmt sich kein bisschen ernst! Er nimmt aber seinen Job ernst. Wie sonst könnte er ohne Hemmungen den Plastikpuppen-Lover der legendären Plastikpuppe Barbie spielen, blondiert, quietschbunte Klamotten am gestählten Leib, fragiles Zeug redend. Er wurde geboren, um Kenneth Sean Carson (Kens voller Name) zu spielen, sagt Gosling, und recht hat er. So cool zu sein, die queere Spielzeug-Ikone mit Respekt und Einfühlsamkeit in einem offen feministischen Film zu verkörpern und dann auch noch Margot Robbie als Barbie das Scheinwerferlicht zu überlassen – wow! Erst festigt Ryan unter anderem in „Drive“ und „Aufbruch zu Mond“ harte, unnahbare, moderne Männlichkeitsbilder – und nun dekonstruiert er sie und hat dabei einen Mordspaß wie Kinder im bunten Bällebad. Und natürlich tanzt und singt er dazu wieder wie entfesselt: „Can you feel the Kenergy?“ Oh yeah, Baby!

Ryan Gosling
Colt Seavers bei der Arbeit: Ryan Gosling in „The fall guy“ Foto: © Universal Studios. All Rights Reserved.

Mann, bist du anders: „The fall Guy“

Colt Seavers! Einer der Helden der Fernsehkindheit vieler Leute, wöchentlich donnerstags um 17.50 Uhr im ZDF: „Ein Colt für alle Fälle“. Dies ist die späte Kinoversion, und Ryan Gosling dekonstruiert weiter fleißig Männerrollen, er ken-ifiziert sie geradezu: Statt den Stuntman Colt Seavers knorrig-taff zu spielen wie das Serienvorbild Lee Majors, ist er der überforderte Hilfs-Held, sich nur auf die Suche nach einem vermissten Hollywoodstar macht, weil ohne den sein aktueller Film Pleite geht – bei dem Colts Ex und große Liebe (Emily Blunt) Regie führt. Das Ganze ist also auch der inbrünstige Versuch des Verschmähten, seine Traumfrau zu erobern, ganz wie mit Ken und Barbie. Und Ryan macht noch etwas: Er spielt den Komiker und den Actionhelden (also in diesem Fall Colt Seavers und seinen Sidekick Howie Munson aus der Serie). In früheren Buddy Movies, auch in „The nice Guys“, brauchte es dazu immer zwei, den Harten und den Zarten, den Clown und den Coolen, den  und den Muskulösen. Gosling macht das alles in einer Person, er setzt einfach mal einen neuen männlichen Heldentypus als Ausdruck unserer von Genderthemen und Gleichberechtigung geprägten Zeit, ein Held, der Angst und Attacke kann, Hysterie und Haudrauf. Das soll ihm auch erstmal einer nachmachen.

Fun Fact Ryan Gosling hat bei seinen Filmtiteln ein klares Faible für Typen und Männer: „The nice Guys“, „The gray Man“, „First Man“, „The fall Guy“ – was kommt als Nächstes? „Free Guy 2“ mit Ryan Reynolds? Die Spin-offs „Ken Man“ und „The Barbie Guy“? Wir sind gespannt.

 

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