Die besten Krimis 2023: Empfehlungen für den April
Wien, Toskana oder Navajo-Nation-Reservation? Die besten Krimis im April 2023 mit Paolo Riva, Stefan Slupetzky und Tony Hillerman.
Unsere Liste der besten Krimis im April 2023 dokumentiert einen spannenden Dreikampf: Ist der Frühlingsbeginn ein Vorteil für Paolo Riva, weil unsere Vorfreude auf den Sommer nun übermächtig ist? Den Kleinstadtkrimi „Toskanische Sünden“ kocht Paolo Riva zu einem Lebensdrama auf, er schmeckt ihn mit Toskana-Sehnsucht ab und serviert ihn samt einem guten Schuss Amore. Ein schwerer Stand für Stefan Slupetzky, der mit dem siebten Band seiner Lemming-Reihe natürlich auch die Spitzenposition auf unserer Liste der besten Krimis im April 2023 einnehmen will. In „Lemmings Blues“ erscheint eine Madonna bei Detektiv Leopold Wallisch und dessen Partner Polivka, um einen Mops abzuliefern, der zwar telepathische Fähigkeiten hat, aber trotzdem schutzbedürftig ist. Oder macht auf unserer Liste der besten Krimis im April 2022 gar Tony Hillerman das Rennen, dessen Langzeit-Krimireihe um die Navajo-Polizei jetzt in einer Neuauflage erscheint?
Die besten Krimis im April 2022
3. Paolo Riva: Toskanische Sünden
Scheint der Vollmond zum Greifen nah, spielen selbst die Toskaner verrückt. In Montegiardino, wo sonst nur die Zikaden zirpen, hat ein Esel plötzlich Husten, zwei Fischhändler geraten aneinander, und ein Schnösel beleidigt Fabios leckeren caffé. Immer zur Stelle: Commisario Luca. Der tröstet, schlichtet und findet die richtigen Worte – außer wenn ihm die schöne Dottoressa den Atem raubt.
Doch dann wird es ernst: Bei einem Unfall mit durchtrennten Bremsschläuchen und einem toten Schreiner im Arno heulen die Sirenen der Carabinieri. Die Vice-Questora aus Florenz steigt mit High Heels aus dem Heli, und der Commisario ist unter Druck. Wird Monsignore etwa bald wieder das Totengeläut anstimmen? Paolo Riva kocht seinen Kleinstadtkrimi zu einem Lebensdrama auf, schmeckt ihn mit Toskana-Sehnsucht ab, serviert ihn samt einem guten Schuss Amore – und verrät dabei, wie man Panzanella zubereitet …
Hoffmann und Campe, 2023, 240 S., 18 Euro
2. Stefan Slupetzky: Lemmings Blues
Ein missmutiger Mops glotzt durch eine Schweißerbrille – schon die grelle Titelillustration in Falschfarbenoptik macht deutlich: Stefan Slupetzky aus Wien ätzt auch im siebten Band seiner Lemming-Reihe wieder psychedelisch verspielt gegen den Mainstream. Ist der nicht sowieso längst kollektiv psychotisch? Mit der Seuche im Nacken und dem Krieg vor der Tür wartet man auf den Klima-Kollaps und hofft, das alles wären nur Fake-News.
Detektiv Leopold „Der Lemming“ Wallisch und sein Partner Polivka ermitteln, ob Buchhalter im Homeoffice Stornos buchen oder Pornos suchen, als eine Madonna in die Detektei schwebt und den schutzbedürftigen Mops Herkules abliefert. Als der Köter auch noch telepathische Fähigkeiten hat, ahnt der Lemming, dass es im Kampf gegen die Alternativ-Fakten der Schweißerbrillen-Schwurbler nur eine Waffe gibt: Ein knallharter Realitätscheck unter Zuhilfenahme von Schwammerln …
Haymon, 2023, 200 S., 16,90 Euro
1. Tony Hillerman: Tanzplatz der Toten
In unsicheren Zeiten mit rasanten technischen wie gesellschaftlichen Umwälzungen mag die reflexhafte Rückbesinnung auf Werte der Vergangenheit opportun erscheinen. Zumindest literarisch gibt es sichere Pfade, auf denen man sich wunderbar erden kann. Wer jetzt die Langzeit-Krimireihe von Tony Hillerman (1925 – 2008) als Neuauflage entdeckt, beweist im gegenwärtigen Retrotrend den richtigen Riecher. Denn anders als bei den bemühten Versuchen, allenthalben mit künstlich zeitversetztem Ermittlungspersonal die Jahrzehnte abzugrasen, begibt man sich mit Hillermans Navajo-Polizei auf eine authentische Zeitreise in die Prärie. Sogar auf zwei: Einmal in die Siebziger, in denen die ersten Bände erstmalig erschienen, und dann eben auch in die archaisch empfundene Gegenwart innerhalb der Navajo-Nation-Reservation im Nordosten Arizonas.
Dort reitet Lieutenant Joe Leaphorn im zweiten Teil der Serie auf Mokassin-Spurensuche durch die Canyons, um den vermissten George zu finden. Zusammen mit seinem Schulfreund Ernesto wollte dieser mit einem Totengeist Kontakt aufnehmen. Dazu stehlen sie Funde eines Archäologen und begehen damit einen fatalen Fehler … Anders als das FBI interessiert man sich da nicht nur für die indigene Mythologie, sondern schätzt, dass Hillerman die Traditionen und Kulthandlungen nicht als Dekoration missbraucht, sondern als treibende Elemente des Plots nutzt. Seine Ethnokrimis haben eine treue indigene Leserschaft, die manch vereinfachte Darstellung zugunsten des Spannungsbogens verzeiht und Hillerman keineswegs der kulturellen Aneignung bezichtigt.
Unionsverlag, 2023, 227 S., 14 Euro
Aus d. Engl. v. Helmut Eilers
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