Die besten Krimis 2024: Empfehlungen für den Juli
Morden, wo andere Urlaub machen: Die besten Krimis im Juli 2024 mit Klaus-Peter Wolf, Don Winslow und John Ajvide Lindqvist
Es ist sein letzter Thriller, denn künftig werden wir Don Winslow nur noch als politischen Aktivisten erleben, der sich den Kampf gegen eine erneute Präsidentschaft von Donald Trump auf die Fahnen geschrieben hat. Da wird „City in Ruins“ doch ganz sicher unsere Liste der besten Krimis im Juli 2024 anführen, oder? Konkurrenz macht ihm John Ajvide Lindqvist, der nach „Refugium“ nun den zweiten Band seiner Mittsommer-Trilogie vorlegt. Auch „Signum“ ist ein heißer Kandidat für die Spitzenposition auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2024. Und schließlich ist da auch noch sein Landsmann Christoffer Carlsson mit dem dritten Halland-Roman: Führt vielleicht „Wo die Nacht endet“ unsere Liste der besten Krimis im Juli 2024 an?
Morden, wo andere Urlaub machen: Alexander Oetker grüßt aus Zypern, Klaus-Peter Wolf von der Ostseeküste. Natürlich sind die beiden auch längst auf der Bestsellerliste zu finden, doch wie schlagen sie sich auf unsere Liste der besten Krimis im Juli 2024? Der Geheimtipp auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2024 ist wohl David Joy. In „Wenn diese Berge brennen“ lässt er einen Vater um dessen drogenabhängigen Sohn kämpfen. Doch kann der allein gegen den heimtückischen Dealer ankommen?
Die besten Krimis im Juli 2024
6. Klaus-Peter Wolf: Ein mörderisches Paar – Der Verdacht
Wer Ostfriesen-Krimis sagt, meint meistens Romane von Klaus-Peter Wolf, der das Subgenre, wenn nicht gar erfunden hat, so doch mit unermüdlichen Output dominiert. Diesmal jagt ein Profikiller den windigen Frauenschwarm Dr. Bernhard Sommerfeldt – doch er erledigt Markus aus Meppen, der sich als Sommerfeldt ausgibt, um bei den Frauen zu landen. Das kann der wahre Sommerfeldt nicht auf sich sitzen lassen, fühlt er sich doch durch das hohe Kopfgeld geadelt, das aufgrund seiner Selbstjustiz-Morde auf ihn ausgesetzt ist. Mitsamt Gattin Frauke, die nicht nur beim Golf schlagfertig ist, wird so der Gejagte zum Jäger. Die Sommerfeldts sind unbestritten das Dream-Team für beste Urlaubsspannung zwischen Aurich und Norderney. Diese Serie ist definitiv kein Möwenschiss in der Lokalkrimi-Geschichte!
Fischer, 2024, 464 S., 13 Euro
5. Alexander Oetker als Yanis Kostas: Zyprische Geheimnisse
Wer Regio-Krimis mit Frankreich-Flair mag, greift gerne zu den Serien von Alexander Oetker, die in Bordeaux, Marseille und Paris spielen. Unter dem Pseudonym Yanis Kostas entführt uns Oetker nun aber schon zum dritten Mal in den vermeintlich beschaulichen Inselstaat Zypern. Auf der Perle im Mittelmeer bekommen es Police Officer Sofia Perikles und ihr Kollege Kostas Karamanlis mit einem Toten zu tun, der in berüchtigten griechisch-türkischen Grenzzone liegt. Da ist es fraglich, ob das Verbrechen politische Brisanz besitzt oder eine alte Rechnung auf persönlicher Ebene beglichen wurde. Zwischen Zedern und Zypressen grillen lustige Menschen unbekümmert Singvögel, treffen auf militante Tierschützer und auch eine Stasivergangenheit wirft noch einen Schatten auf die Sonneninsel. Jámas, das feiern wir!
Atlantik, 2024, 240 S., 18 Euro
4. Christoffer Carlsson: Wenn die Nacht endet
Gewundene Pfade, morastige Wälder, dunkle Lichtungen, dazwischen Ackerflecken und kleine Höfe: Das Dorf Skavböke in der südschwedischen Provinz Halland ist nicht gerade der Ort, an dem man große Träume verwirklichen kann. Ein Mord beendet Ende der 90er-Jahre das noch unerfüllte Leben des 18-jährigen Mikael, der nach einer Party mit einem Spaten erschlagen und in einem Auto aufgefunden wird. 20 Jahre später liegt sein jüngerer Bruder Filip mit gespaltenen Schädel auf einer Wiese. Einem denkbaren Zusammenhang der beiden Taten geht Polizist Vidar Jörgensson nach. Seine ehemalige Kollegin Siri hat damals Mikaels Freunde Sander und Killian verdächtigt. Doch dem bald darauf tödlich verunglückten Killian konnte der Mord niemals zweifelsfrei nachgewiesen werden. Vidar und Siri brauchen Geduld und ein bisschen Glögg, um die verworrenen Geheimnisse aufzudecken. Neben Lügen, Eifersucht und Selbstbetrug offenbart sich dabei, dass ein damaliges Begräbnis wiederholt werden muss …
Der schwedische Autor Christoffer Carlsson ist ein Erzählvirtuose. Auch in seinem dritten Halland-Roman begleitet er die Figuren über einen längeren Zeitraum, füllt die komplexen Geschichten mit Leben und nutzt Verbrechen als Triebfeder für seine atmosphärisch dichten Krimis, die zugleich auch clevere Sozialstudien sind. Da braucht selbst ein Schwede keine Serienkiller mehr!
Kindler, 2024, 464 S., 24 Euro
Aus d. Schwed. v. Ulla Ackermann
TOP 3
3. Don Winslow: City in Ruins
Nach über drei Jahrzehnten als erfolgreicher Krimiautor macht Don Winslow im Alter von 70 Jahren einfach Schluss. Künftig werden wir ihn nur noch als politischen Aktivisten erleben, der sich den Kampf gegen eine erneute Präsidentschaft von Donald Trump auf die Fahnen geschrieben hat. Doch selbstverständlich gibt es zum Abschied noch ein spektakuläres Geschenk für seine zahlreichen Leser:innen: Winslow bringt die Danny-Ryan-Trilogie zu einem würdigen Ende. Danny, als junger Kerl noch Hafenarbeiter und Handlanger der irischen Mafia an der Ostküste, hat es im dritten Band zum erfolgreichen Geschäftsmann in Las Vegas gebracht. Alles könnte so schön sein, doch eine Investition bringt Danny ins Kreuzfeuer des organisierten Verbrechens – und schon ist er wieder mittendrin und kämpft um sein Überleben und das seiner Familie. Don Winslow weiß bei jedem Buch ganz genau, was er will. Ob das detailversessene Epos „Tage der Toten“ über den Kampf gegen die mexikanische Drogenmafia, frühe Gangsterromane wie „Frankie Machine“ oder die coolen Surf-Dudes in „Savages“: Stets trifft er den richtigen Ton. So ist auch sein letztes Werk absolut homogen, wenn er von einem Gangster mit weichem Herz erzählt, der am Ende bereit ist, alle und alles zu opfern, um seine Familie zu schützen. Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden nimmt sich Winslow im Finale sogar die Zeit, die Beziehung zwischen Danny und seinem Sohn zu vertiefen. Und so wird aus dem straighten Gangster-Epos auch noch ein ein Stück großartige Literatur. Er wird der Krimi-Szene sehr fehlen, der Don Winslow!
Harper Collins, 2024, 449 S., 22 Euro
Aus d. Engl. v. Conny Lösch
2. David Joy: Wenn diese Berge brennen
Die Hutkrempe tief ins Gesicht gezogen und die doppelläufige Snake Charmer mit abgesägtem Schaft griffbereit unterm Beifahrersitz: Ray hat zwar Hände groß wie Bratpfannen und Unterarme dick wie Holzpfähle, doch hier in den Appalachen im westlichen North Carolina kann man nie vorsichtig genug sein. Nicht nur wegen der Kojoten, die hinter seinem abgelegenen Farmhaus heulen, und den Kupferkopfvipern, die sich heimtückisch aus dem Unterholz schlängeln. Sondern auch bei den erpresserischen Drogenfreaks, aus deren Händen er jetzt seinen Sohn Ricky befreien muss. Ray vertraut da nicht auf Sheriff Coggins und dessen Trappermesser mit der Kastrierklinge. Ebenso nicht auf Deputy Leah, die Tochter seines verstorbenen Freunds, der er sich zwar eng verbunden fühlt, ihr aber noch nicht die volle Härte zutraut. Cops hält man bei solchen Sachen eh am besten raus und regelt das auf seine Art. Doch kann Ray allein seinen Ricky retten und den hinterhältigen Dealer Watty durchschauen, als der den dauerbedröhnten Denny zu einem heimtückischen Mord drängt? DEA-Undercoveragent Rodriguez klinkt sich in das gefährliche Spiel ein und mischt mit ein paar Tricks die Karten neu … Auch im zweiten Backwood-Noir überzeugt David Joy mit seinem Hinterwäldler-Ensemble, das er mit hohem Unterhaltungswert Blut spucken lässt. Sein Blick auf die provinziellen Loser ist so bildstark wie schonungslos: Shit gibt’s im Trailerpark, Crystal dort, wo die Trump-Fahne im Fenster hängt. Frauen schwingen die Eisenpfanne, wenn ihre Kerle besoffen durch die Tür torkeln. Verzweifelte Junkies versuchen, mit Diebesgut ihren nächsten Schuss zu finanzieren. Allen voran der bärbeißige Ray, der nach dem Tod seiner Frau erst recht keinen Grund sieht, die fleckige Latzhose zu wechseln. Während sich ringsherum ein Feuer bedrohlich durch die Berge frisst, wird Ray vor der Entscheidung stehen, ob er mit Rodriguez kooperiert. Leah wächst in einem Zweikampf über sich hinaus, und jemand endet als Aschehäufchen in einer Plastiktüte. Brutal gut!
Polar, 2024, 280 S., 17 Euro
Aus d. Engl. v. Sven Koch
1. John Ajvide Lindqvist: Signum
Alles liegt bereit: Zangen, Sägen und ein Schweißgerät. Doch Kim Ribbing will in seinem schalldichten Kellerraum keineswegs heimwerkern. Er hat Dr. Martin Rudbeck gekidnappt und hält ihn nun hier zu einer eindringlichen Befragung gefangen. Das Werkzeug ist dabei mehr als nur Drohkulisse für Rudbeck, der Kim in seiner Jugend mit Elekroschocks gequält und sich an Snuff-Pornos mit Minderjährigen aufgeilt hat. Der traumatisierte Kim will neben später Rache und Bestrafung endlich verstehen, was Rudbeck antreibt, wenn er unter dem Vorwand der Wissenschaft Kinder foltert. Zudem scheint es wahrscheinlich, dass er als Teil eines Kinderschänder-Netzwerks agiert.
Der schwedische Autor John Ajvide Lindqvist startet gleich mit voller Skandi-Crime-Härte in den zweiten Band seiner Mittsommer-Trilogie, die er mit „Refugium“ spektakulär eröffnet hat. Im dem ersten Teil soll der geniale Hacker Ribbing die ehemaligen Polizistin und jetzige Autorin Julia Malmros eigentlich nur bei Recherchen für einen Kriminalroman unterstützen. Sie träumt davon, Stieg Larssons „Millennium“-Epos weiterführen zu können. Doch daraus wird erst mal nichts, als nahe Julias Ferienhaus die Gäste eines Mitsommerfests von maskierten Auftragskillern niedergeschossen werden. Nur Astrid, die vierzehnjährige Tochter des Unternehmers Olof Helander, überlebt das Blutbad. Ribbing und Julia wollen die Hintergründe des Massakers aufklären. Dabei kommt ihnen ausgerechnet Julias Exmann Johnny als ermittelnder Kommissar immer wieder in die Quere. Erst recht, weil Ribbing gern die Grenzen der Legalität übertritt, wenn er im Alleingang digitale Spuren im Web ausspäht und fröhlich Firewalls knackt. Auch jetzt legt er gekonnt falsche Fährten, um Rudbecks Entführung zu verschleiern. Julia gewöhnt sich erst langsam an seine Arbeitsmethoden und die unbeholfenen zwischenmenschlichen Interaktionen. Aber das schlagkräftige Team kommt sich auch privat näher.
John Ajvide Lindqvist entwickelt seine ambivalenten Figuren mit viel Tiefe und lässt nicht erahnen, zu welchem Ende die vielschichtige Thrillerreihe zusteuern wird. Neben Pädophilen rückt auch die rechtsextreme Partei „Wahre Schweden“ in Ribbings und Julias Fokus. Die sehen in jedem Kind, das mit dunklerer Hautfarbe geboren wird, eine Bedrohung für die schwedische Gesellschaft und haben Verbindungen zu einem kriminellen Motorrad-Club. Zudem erhält Ribbing eine mysteriöse Nachricht: Wird er etwa von einer KI beobachtet? Astrid muss ihre Fähigkeiten einsetzen, um Menschen subtil zu manipulieren, und Julia befasst sich – natürlich rein hypothetisch – mit der Frage, wie man eine Leiche spurlos verschwinden lässt. Zwischendrin bleibt aber auch noch Zeit für richtiges Heimwerken: Kommissar Johnny montiert für eine Kollegin ein Ivar-Regal – und landet prompt bei ihr im Bett …
dtv, 2024, 496 S., 22 Euro
Aus d. Schwed. v. Ricarda Essrich u. Thorsten Alms
ERSCHEINT AM 11. JULI
Riskieren Sie auch einen Blick auf unsere Liste der besten Krimis im Juni 2024!