Die besten Krimis 2025: Empfehlungen für den Juli

Die Sonne heiß, die Bösewichte eiskalt: Die besten Krimis im Juli 2025 mit Emily Dunlay, Jonathan Lethem und Regula Venske.
Auf unserer Liste mit den besten Krimis im Juli 2025 haben wir den doppelten Thomas: Joe Thomas geht mit dem ersten Band seiner Trilogie zurück in die 80er und fiktionalisiert für den verstörenden Polizeikrimi „White Riot“ auch reale Charaktere. Und für den im Jahr 1966 spielenden Klassiker „Stimmenfang“ greift Ross Thomas auf seine Erfahrungen als Wahlkampfhelfer in Nigeria zurück. Doch kommen Thomas und Thomas auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2025 an Emily Dunlay vorbei? In „Teddy“ lässt sie eine Frau um ein Leben in Glamour kämpfen – koste es, was es wolle …
Zu den Favoriten auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2025 zählt auch Jonathan Lethem. In „Der Fall Brooklyn“ lässt er Brooklyn zu uns sprechen: Der Hippe Stadtteil erhebt Anklage gegen einen weißen Romanautor. Vielleicht steht auch Vera Buck auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2025 ganz oben. In „Der dunkle Sommer“ zeigt sie, wie tief patriarchale Unterdrückung in der italienischen Tradition verwurzelt ist und Entführungen als Geschäftsmodell genutzt werden. Oder macht „Die Schneckenkönigin“ auf unserer Liste der besten Krimis im Juli 2025 das Rennen? Regula Venske lenkt mit 70 Jahren noch einmal elegant durch eine Rachefantasie, die sie mit fiesen Gemeinheiten in unerwartete Richtungen dreht.
Die besten Krimis im Juli 2025
6. Vera Buck: Der dunkle Sommer
„Du lockst die wirklich großen Fische an.“ – „Welche großen Fische?“ – „Die Haie.“ Tilda ist sich nicht sicher, ob Daniele sie auf den Arm nehmen oder im übertragenen Sinne warnen will, als sie sich neben seinem Fischerboot im Mittelmeer abkühlt. Für die Architektin könnte nicht nur im Wasser Gefahr lauern. Gerade hat sie für einen Euro eine baufällige Villa in dem verlassenen sardischen Ort Botigalli gekauft. Nicht nur wegen der aktuellen Immobilienpreise sollte sie da misstrauisch sein. Gemeinsam mit dem Journalisten Enzo ergründet Tilda die Geschichte des „Geisterdorfs“, welche mehr mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun hat, als sie denkt. Thrillerautorin Vera Buck zeigt in ihrem raffinierten Familiendrama, wie tief patriarchale Unterdrückung in der italienischen Tradition verwurzelt ist und Entführungen als Geschäftsmodell genutzt werden.
Rowohlt, 2025, 384 S., 17 Euro
5. Regula Venske: Die Schneckenkönigin
Schnipp-Schnapp, dann liegt der Schnegel zerschnitten im Dreck. Romy rückt lästigen Nacktschnecken in ihrem Garten mit der Schere zu Leibe. Doch nicht nur in Berlin, auch in London, Hamburg und Amsterdam wird rumgeschnippelt. Dort allerdings an Männern, die postmortem Schniepel, Hand und Fuß abgesäbelt bekommen. Psychotherapeutin Romy kennt solche Typen: Väter und Ehemänner, die Frauen und Töchter missbrauchen, schlagen und treten. In ihrer Praxis häufen sich die Akten mit traurigen Schicksalen. Auch privat läuft es grad nicht rund. An den verlassenen Ex-Mann denkt sie zwar nur noch, weil ihr Tochter Ronja einen Tigerschnegel schenkt, aber auch mit dessen Nachfolger Gero ist es nicht mehr so prickelnd. Während sich die Polizei noch international einig werden muss, welches Körperteil zu wessen Leiche passt, liegt das nächste Opfer schon festgebunden auf einer Chaiselongue. Auf seiner Brust stapeln sich Ingeborg Bachmanns gesammelte Werke, doch der entscheidende Hinweis zur Aufklärung führt zu einem Aktenschrank. Regula Venske lenkt mit 70 Jahren noch einmal elegant durch eine Rachefantasie, die sie mit fiesen Gemeinheiten genüsslich in unerwartete Richtungen dreht.
Gmeiner, 2025, 288 S., 15 Euro
4. Ross Thomas: Stimmenfang
Zu den Vorlieben machtbesessener Staaten gehört, in die demokratischen Abläufe anderer Staaten einzugreifen. Wie auch sonst sollte man sich etwa in ehemaligen Kolonialländern den Zugriff auf Ressourcen und Bodenschätze sichern? Für die britische Krone will PR-Spezialist Peter Upshaw im Jahr 1966 jemanden an seiner Seite, der sich damit auskennt. Also einen Amerikaner: Der skrupellose Polit-Stratege Clint Shartelle soll mithelfen, im (fiktiven) westafrikanischen Land Albertia den Außenseiter Chief Akomoto zum Wahlsieg zu verhelfen. Bei dreckigen Machenschaften immer gern mit dabei: die CIA. Leider für den falschen Kandidaten. Da wird auf allen Seiten geschmiert, getrickst und korrumpiert. Wen bunte Buttons und Banketts nicht überzeugen, schüchtern Banditenbanden ein. Peter und Clint ziehen kaltschnäuzig und mit reichlich Kognak ihr Ding durch, doch als sich „bedauerliche Vorfälle“ häufen, droht Akomoto, den Kopf zu verlieren. Autor Ross Thomas greift auf seine Erfahrungen als Wahlkampforganisator in Nigeria zurück. Niemand wird also Peter und Clint als reine Fiktion abtun. Spaß an deren cooler Überheblichkeit hat man trotzdem.
Alexander Verlag, 2025, 412 S., 18 Euro
Aus d. Engl. v. Gisbert Haefs
TOP 3
3. Joe Thomas: White Riot
Wo in den 60er-Jahren die Hippies noch in peace, love and happiness schwelgten und es lustvoll swinging war, schwingen Ende der 70er enthemmte Bobbys öfter mal die Schlagstöcke. Bei Anti-Rassismus-Konzerten kommt es auf Londons Straßen vermehrt zu Ausschreitungen. Homophobie und Fremdenhass haben sich in die Köpfe der weißen Mittelschicht gebrannt, die sich zunehmend abgehängt fühlt, die rechtsextreme National Front zündelt gegen das sogenannte linke Pack. Ein Brandbeschleuniger: Margaret Thatcher, die glaubt, Gewerkschaften und die regulierte Wirtschaft brauchen einen kräftigen Tritt in den Hintern. Joe Thomas zieht uns mit dem ersten Band seiner Trilogie gnadenlos in die Ära der eisernen Lady, die er kenntnisreich politisch und popkulturell verdichtet und dabei reale Charaktere für seinen verstörenden Polizeikrimi fiktionalisiert. Mitten in den turbulenten Riots versucht Detective Constable Noble den vermeintlichen Selbstmord des Schwarzen Colin Roach aufzuklären. Dazu muss er dem verdeckten Ermittler Patrick und der Fotojournalistin Suzi vertrauen und bekommt die raue Seite seiner Law-and-Order-Kollegen zu spüren. Joe Thomas begeistert mit einem Zeitporträt, das mit seiner Detailbesessenheit und Wucht zugleich Gefahr läuft, zu überfordern. Wer trotzdem möchte, kann sich anhand der zahlreichen Verweise im Anhang noch mehr in diese ungemütliche Zeit vertiefen. Oder, hey, einfach mal wieder die alten Clash-Alben hervorkramen.
btb, 2025, 512 S., 17 Euro
Aus d. Engl. v. Alexander Wagner
2. Jonathan Lethem: Der Fall Brooklyn
Hohes Gentrifizierungsgericht, im Fall Brooklyn wird dem Stadtbezirk selbst das Wort erteilt. Was hat man dem Opfer nicht alles angetan! Diese unzähligen Geschichten, Romane und Filme, die immer mehr Hipster und Kreative angelockt haben. Vornehmlich auch von diesem weißen Autor, der jetzt in der dritten Person seine fiktionalisierte Autobiografie aus Erzählfragmenten zusammenfügt. Brooklyn berichtet darin von den täglichen Verbrechen, den Gaunereien, Ladendiebstählen, Einbrüchen und der Straßenabzocke. Von den weißen und schwarzen, reichen und armen Kids, die in ihrer Hood aneinandergeraten, dabei Lektionen fürs Leben lernen und manchmal sogar dem Tod ins Auge blicken. In der Zeit springt Brooklyn hin und her zwischen den 1970ern und 90ern. Zwischen den wechselhaften sozialen Gefügen in den Brownstone-Häusern, von denen manche Dachterrassen haben, damit deren Bewohner nicht in die schmuddeligen Parks müssen. Es soll jedoch kein Nostalgieverdacht aufkommen. Hier geht es um Straftaten, manche geringfügig, manche längst verjährt, manche lachhaft. Die Zeugenaussagen sind trotzdem anonymisiert, um die Ermittlungen nicht zu beeinflussen. Der weiße Romanautor hat sich erinnert, seine Gefühle ergründet, sich selbst zwischen den Geschichten gesucht. Er wendet diesen Kniff an, nimmt sich zurück, lässt Brooklyn selbst das Plädoyer halten. Und das Viertel gerät plaudernd leicht auf Abwege, die höchst unterhaltsam sind. Ein schonungsloser, zugleich liebevoller Blick in die beliebteste Ecke einer verklärten Metropole. Wie lautet also das Urteil im Fall Brooklyn? Lesenswert im Sinne der Anklage.
Tropen, 2025, 448 S., 26 Euro
Aus d. Engl. v. Thomas Gunkel
1. Emily Dunlay: Teddy
Jung, makellos, elegant und selbstbewusst: Die stilvoll inszenierten Models in der Vogue und in Harper’s Bazaarsuggerieren ein Frauenbild, das in der Wirklichkeit wohl bestenfalls als zeitweilige Fassade existiert. Teddy Huntley wähnt sich im Sommer 1969 dem suggeriertem Glück näher als die Nasa-Astronauten ihrer ersten Mondlandung. Mit 35 Jahren wird es aber auch allerhöchste Zeit, in Luxusgarderobe an der Seite eines erfolgreichen Mannes ihre Tennisbräune zu zeigen. Damit würde sie auch der Bevormundung ihrer reichen Familie aus Dallas entfliehen, die stets um ihren guten Ruf in der High Society bemüht ist. Sie lernt den Diplomaten David Shepard kennen, mit dem sie gleich beim ersten Date in seinem Hotelbett im Statler Hilton landet. Viel zu schnell geht’s zum Traualtar und nach den Flitterwochen auf Capri gen Rom. Dort tritt David eine Stelle in der amerikanischen Botschaft an, welche ein Sprungbrett zum US-Senator sein könnte. Davon ist zumindest Teddys Onkel Hal überzeugt, der sich selbst schon als nächsten US-Präsident wähnt. Doch landet Teddy in der damaligen Modemetropole nicht so sanft wie die Apollo 11 im Mare Tranquillitatis. Das kleine Appartement im Viertel Travestere ist überhaupt nicht fancy. David lässt Teddy mit knappen Taschengeld tagelang allein. Wenn er beruflich nicht in Mailand ist, erzählt er kaum von seiner Arbeit und erwartet, daß morgens Eier mit Speck sowie ein frisch gestärktes Hemd bereitliegen. Teddy schlendert durch Rom, plündert Davids Konto und kauft sich ein Kleid von Valentino, um es bei einer der legendären Botschaftspartys tragen zu können. Vielleicht bringt sie gar ein Paparrazzo in die Glamour-Presse.
Die US-amerikanische Autorin Emily Dunlay steigert in ihrem Debütroman langsam die Neugier, weil sie all dies von Teddy bei einem freundlichen Gespräch mit zwei italienischen Ermittlern und reichlich Bourbon berichten lässt, während das blutbefleckte Partykleid versteckt unterm Bett liegt. Die Erzählung springt so immer wieder in der Zeit, scheinbar unbedeutende Ereignisse fügen sich nach und nach gekonnt zusammen. Ob Teddy uns und den Detektiven die vollständige Version erzählt, ist zunächst allerdings nicht klar. Teddy wird – so viel darf verraten werden – zum Spielball in einer Intrige, gerät dabei in eine kompromittierende Lage und erlebt den damals noch stärker verbreiteten sexistischen Machtmissbrauch. Wer für den fesselnden Pageturner die Vogue zur Seite legt und mitfiebert, wird erleben, wie sich die zunächst naiv erscheinende Teddy mutig und selbstaufopfernd gegen diese Männer behauptet. Schließlich kann ein Mädchen aus Texas auch mit einer Schusswaffe umgehen … Emily Dunlay zeichnet mit ihrer komplexen Hauptfigur eine ungewöhnliche Selbstfindung, die perfekt in den politischen und gesellschaftlichen Kontext der späten 60er passt. Wer möchte da nicht eine schöne Frau im heißen Sommer ’69 durch Rom begleiten und von ihr die Vor- und Nachteile einer Paco-Rabanne-Handtasche erfahren?
Kindler, 2025, 384 S., 24 Euro
Aus d. Engl. v. Ulrike Wassel u. Klaus Timmermann
Riskieren Sie auch einen Blick auf unsere Liste der besten Krimis im Juni 2025!