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„Die Blumen von gestern“ bei 3sat: Lars Eidinger als Holocaust-Forscher mit Haarausfall

Szenenfoto aus „Die Blumen von gestern“ mit Adèle Haenel und Lars Eidinger
Zazie (Adèle Haenel) und Toto (Lars Eidinger) (Foto: ZDF/Patrick Wally)

Chris Kraus’ Holocaust-Dramödie ist ein ziemlich wildes Werk am Rande nicht nur der Hysterie, sondern auch des Scheiterns.

Heute bei 3sat und bis 9. Dezember in der 3sat-Mediathek zu finden: „Die Blumen von gestern“ mit Lars Eidinger als Holocaustforscher in der Lebenskrise: Der Job weg, das Haar fällt aus, und die Vergangenheit schlägt zurück.

Wenn Chris Kraus ein Profifußballer wäre, könnte man ihn als übermotiviert bezeichnen. Der Regisseur von „Vier Minuten“ (2006), „Poll“ (2010) und „15 Jahre“ (2023) will in seinen Filmen zu viel, stopft sie übers narrative Fassungsvermögen hinaus voll mit Geschichten, Motiven, Themen und Genres. Dazu gehört im oft zu angepassten deutschen Film aber auch eine Menge Mut. Und so ist auch Kraus’ Holocaust-Dramödie „Die Blumen von gestern“ ein ziemlich wildes Werk am Rande nicht nur der Hysterie, sondern auch des Scheiterns – aber immer ein Erlebnis.

Holocaust-Forscher Totila Blumen (Lars Eidinger, „Nahschuss“) laboriert am Nervenzusammenbruch: Die große Konferenz schnappt ihm sein Boss weg, die Frau geht fremd, und die französische Praktikantin Zazie (Adèle Haenel) hasst Deutsche und Toto im Speziellen, teilt mit ihm aber ein biografisches Geheimnis … Kraus mengt in einem von Holzbraun und sonnigem Gegenlicht dominierten Retrolook in wilder Abwechslung Trauer und Traumata mit Slapstick und Schreianfällen. Das ist oft auch anstrengend, gerne furios und trifft hellsichtige Feststellungen über den deutschen Umgang mit der Shoah: Ritualisierte Betroffenheit braucht kein Mensch; erst die vollumfängliche Anerkennung der eigenen Schuld hilft, an ihr nicht verrückt zu werden. In diesem Sinne einer der klügsten Filme zum Thema.

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