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Die Hand Gottes: Paolo Sorrentinos neuer Film auf Netflix

The Hand of God Die Hand Gottes
Set of "The hand of God" by Paolo Sorrentino.in the picture Filippo Scotti.Photo by Gianni Fiorito (Foto: Gianni Fiorito)

Paolo Sorrentinos autobiografischer Film „Die Hand Gottes“ lief zwei Wochen in den Kinos, jetzt startet das Filmdrama auf Netflix.

Paolo Sorrentinos neuer Film Die Hand Gottes (ab sofort auf Netflix) spielt in den 1980ern in Neapel, genauer gesagt von 1984 bis 1987: Die Fußballereignisse bestimmen die exakte zeitliche Verortung; die Handlung selbst könnte man ohne diesen genauen Terminrahmen zeitlich nicht genau definieren, ja, sie kommt einem sogar kürzer vor.

Dass Sorrentino gerne Fellini zitiert und seit Kindheitstagen ein Fan von Maradona war, wissen wir längst. Jetzt zeigt der italienische Regisseur, wie es dazu kam, und zitiert dabei unentwegt aus Federico Fellinis Filmen. In seiner Coming-of-Age-Geschichte Die Hand Gottes erzählt Sorrentino viel aus seiner eigenen Kindheit und Jugend. Wie viel davon wahr und wie viel erfunden ist, kann man nur vermuten. „Die Hand Gottes“ ist disparat angelegt: Wie ein Märchenfilm mit typischen süditalienischen Charakteren der erste Teil – der kleine Mönch erscheint sowohl Sorrentinos Alter Ego Fabietto Schisa (Filippo Scotti) als auch dessen Tante Patrizia (Luisa Ranieri), die der junge Fabietto sexuell begehrt. Patrizia wiederum hat seltsame Erscheinungen und landet deshalb später auch in der Psychiatrie: Gleich zu Beginn verspricht ihr Neapels Stadtpatron San Gennaro, dass sie endlich Kinder gebären könne, doch sie erleidet in der Folge wieder eine Fehlgeburt, als ihre Mann sie schlägt.

Doch das kommt erst im zweiten Teil des Films an die Oberfläche, zu Beginn sehen wir die Familie Schisa noch durch die unschuldigen Augen Fabiettos: Eine grantige Alte thront als Spottobjekt der ganzen Familie abseits der Tafel; Fabiettos Mutter jongliert auf vielfachen Wunsch wie schon so oft mit Orangen; es herrscht Unbekümmertheit und frohes Beieinander. Und später wird Fabietto seinem Bruder Marchino auf Nachfrage sagen, dass er – falls Diego Maradona wirklich zum SSC Neapel komme – gerne auf den erwünschten Sex mit Tante Patrizia verzichte. Seine Entjungverung besorgt dann auch eine andere Nachbarin …

Der zweite Teil der Erzählung beginnt mit dem Tod der Eltern, die im Wochenendhaus außerhalb Neapels weilen, wo der Vater einen Kamin eingebaut hat. Fabietto, der inzwischen im Besitz einer Dauerkarte für den SSC Neapel ist und jedes Spiel des Vereins schaut, bei dem inzwischen Maradona wirklich spielt, ist nicht mitgefahren, was ihm das Leben rettet: Die Eltern sterben an eine Kohlenmonoxidvergiftung. Der Besuch im Krankenhaus ist der tragischste Moment des Films, der danach nicht wieder zur vorherigen Ungekümmertheit zurückfindet. Jetzt steht die Selbstfindung Fabiettos im Mittelpunkt der Handlung, und am Ende (Neapel feiert gerade die erste Meisterschaft mit Maradona im Jahr 1987) reist der Junge mit dem Zug nach Rom: Er will Regisseur werden.

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