„Die jüngste Tochter“: Wortkarg wie Stallone in „Rambo“
Queere Liebe via Dating-App: Ist das schon Selbstermächtigung? Hafsia Herzi bringt ihren Film „Die jüngste Tochter“ in die Kinos.
Fatima Daas (der Name ist ein Pseudonym) hat 2020 den gleichnamigen autofiktionalen Debütroman veröffentlicht, in dem sie über ihre Jugend als lesbische Muslima schreibt. Hafsia Herzi hat diesen nun verfilmt. Doch was einen der krassesten Identitätskonflikte des modernen Lebens verspricht, ist am Ende eine enttäuschende Aneinanderreihung von Affären via lesbischer Dating-App. „Die jüngste Tochter“ startet jetzt im Kino.
„Die jüngste Tochter“ bringt eine Hauptfigur, die fast weniger redet als Sylvester Stallone in einem „Rambo“-Film, und nie mit ihren Schwestern, Eltern oder ihrem Glauben aneinandergerät. Dies behautet der stockend inszeniert und wenig überzeugend gespielte Film nur. Die junge Fatima (Debütantin Nadia Melliti) verheimlicht ihre sexuelle Orientierung, kann sich darin nach Beginn des Philosophiestudiums aber in Paris mehr und mehr ausleben. Ji-Na (Park Min-ji) könnte ihre große Liebe sein, die aber hat schwere Depressionen. Und so cruist Fatima weiter wortkarg und promiskuitiv durch die Szene und wird die Dritte im Bunde eines lesbischen, promiskuitiven Ehepaares. Dass sie teils nächtelang bei anderen Frauen bleibt, scheint ihre Eltern, wo sie noch wohnt, nicht zu stören … „Die jüngste Tochter“ will uns die schwierige Situation einer homosexuellen Frau in einem stockkonservativen Umfeld näherbringen, doch der erzählt nie von diesem Konflikt, der Fatima zerreißen müsste. Wenn Fatima wortlos und minutenlang weint, soll dies wohl ihre Pein abbilden. Kurz darauf geht sie wieder cool und ohne jede Verunsicherung einen One-Night-Stand ein. Diese junge Frau weiß doch genau, was sie will!? „Die jüngste Tochter“ ist ein Problemfilm ohne Problem, ein Empowerment-Biopic mit einer von Beginn an empowerten Protagonistin.