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„Ich wurde in Schnapspralinen bezahlt!“

Die Känguru-Chroniken

In Dani Levys Verfilmung von Marc-Uwe Klings „Känguru-Chroniken“ kämpft ein Känguru gegen die Gentrifizierung Berlin-Kreuzbergs. kulturnews befragte das Beuteltier zu Tischfußball, Faschismus und welken Beilagensalaten.

Hallo Känguru, können wir uns duzen? Im Jahr 2011, da gab Marc-Uwe noch Interviews, widersprach er mir bei meiner Behauptung, er sei im Buch und auf der Bühne dein Sidekick. Ich glaube, er hat Recht. Wenn der echte Marc-Uwe im richtigen Leben so schluffig ist wie in der ersten Hälfte des Films, taugt er nicht zum Sidekick.

Känguru: Ja, wahrscheinlich fehlt ihm der Kick. Er ist irgendwie nur ein Side. Also etwas, das man halt zum Hauptgericht dazubekommt. Pommes zum Beispiel. Oder ein Beilagensalat. Ja, Beilagensalat trifft es ganz gut.

Ich will jetzt nicht zu viel vom Film verraten, aber ohne Marc-Uwe wärst du irgendwann ganz schön am Arsch. Wie würdest du euer Verhältnis zueinander bezeichnen?

Känguru: Ach, ich will gar nicht schlecht über ihn reden. Er hat auch viele gute Seiten. Die sieht man nur nicht gleich. Zum Beispiel kann er ganz passabel Tischfußball spielen.

Du weichst mir aus, aber ich glaube, du hast ihn verdammt gern. Sonst würdest du ihn ja auch nicht bei der Beziehungsanbahnung so intensiv coachen, wie es nur ein bester Freund tut.

Känguru: Nun ja, man hilft, wo man kann. Aber stimmt schon. Im Prinzip kommen wir gut miteinander klar. Sonst hätte unsere Wohngemeinschaft auch nicht all die Jahre gehalten.

Du warst früher beim Vietcong und betrachtest die Eigentumsverhältnisse als eine bürgerliche Kategorie. An welche gemeinnützige Organisation wirst du die Hälfte deiner Filmgage spenden?

Känguru: Welche Gage? Ich wurde in Schnapspralinen bezahlt. Die sind schon alle weg.

Das ist jetzt nicht dein Ernst. Das ist ja, als wenn Sean Connery mit geschüttelten Martinis bezahlt worden wäre!

Känguru: Oder Pu, der Bär, mit Honigtöpfen. Warum nicht. Mit so was Profanem wie Geld gebe ich mich eh nicht ab. Das macht alles Marc-Uwes Agent. Wenn du wissen willst, wohin Marc-Uwe sein Geld so spendet, kannst du in seinem Webshop nachsehen. Ich habe sowieso nicht aus monetären Gründen an dem Film mitgewirkt. Für mich ist er vor allem ein Propaganda-Vehikel, mein kleiner Beitrag gegen die Auferstehung des Faschismus.

Apropos Faschismus, und auch wenn die Frage überholt sein sollte, bis das Interview Ende Februar erscheint: Welche Guerilla-Aktion fällt dir spontan zu Thüringen ein?

Känguru: Ich habe natürlich überlegt mich selbst für den Posten des Ministerpräsidenten aufstellen zu lassen, aber es gab leider einige Stimmen im Asozialen Netzwerk, die das zum jetzigen Zeitpunkt für kontraproduktiv gehalten haben.

Warum? Bodo Ramelow wird von den rechten, neoliberalen und faschistischen Kräften im Parlament als nicht konsensfähig angesehen.Denen hätte man doch mal zeigen können, wer nun wirklich nicht konsensfähig ist!

Känguru: Meine Rede. Aber das Asoziale Netzwerk ist halt keine autoritäre Organisation, und ich kann nicht alles alleine entscheiden. Manchmal nervt das.

Interview: Jürgen Wittner

Die Känguru-Chroniken kommen am 5. März in die Kinos

Alle Vorstellungen des Films auf kulturmovies.de

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