„Die Räuber der Herzen“ am Schauspielhaus Hamburg: Kostümbildnerin Laura Kirst im Interview
Laura Kirst (31) ist Kostüm- und Bühnenbildnerin und ziemlich erfolgreich. Jetzt am Schauspielhaus in Hamburg – und ganz ohne George Clooney!
Laura, Friedrich Schillers „Die Räuber“ wurde schon in allen Formen und Farben auf die Bühne gebracht. Nun kommt „Die Räuber der Herzen“ auf die Bühne des Malersaals (Deutsches Schauspielhaus) in Hamburg. Wie entwirft man die Kostüme für einen so überspielten Klassiker?
Laura Kirst: Da 90 Prozent aller Stücke an deutschen Theatern überspielte Klassiker sind, ist das nichts Neues für mich. Man entwickelt mit dem Regisseur, in diesem Fall Bonn Park, eine gemeinsame Vision. Das heißt, man nimmt sich die Aspekte an dem Stück, die einen besonders interessieren, überlegt sich, was man erzählen möchte, und dann ist es meine Aufgabe, dazu eine Bildsprache zu entwickeln. In dem Fall die Räuber hatten wir Lust, eine Raubüberfall-Story à la „Ocean’s Eleven“ zu erzählen.
Du hast für „Die Räuber der Herzen“ Kostüme und Bühne entworfen, das ist am Theater ja nicht ungewöhnlich. Hat es Vorteile, wenn man sich nicht mit anderen Person über die kreative Vision streiten muss?
Kirst: Klar hat es Vorteile. Man kann eine ganz besonders strenge Bildsprache entwickeln und durchsetzen, ohne, dass man sich absprechen muss. Mir macht es Spaß, wenn Kostüme und Bühne ein und dieselbe „Welt“ erzählen und aus einem Guss sind. Andererseits ist es auch doppelt so viel Arbeit, und vielleicht kommt man auf bestimmte Ideen nicht, auf die man zu zweit gekommen wäre.
Bochum, Köln, Frankfurt, Berlin, nun Deutsches Schauspielhaus in Hamburg: Hast du bei deinen Arbeiten quer durch das Land einen Lieblingsort?Kirst: Tatsächlich hat es mir am Schauspielhaus Hamburg besonders gut gefallen. Nicht nur, weil Hamburg meine Heimatstadt ist, sondern auch weil die Menschen hinter den Kulissen besonders nett und die Werkstätten toll sind.
Deutsches Schauspielhaus: Laura Kirst ist preisgekrönt
2019 und 2020 erhieltest du bei einer Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute die meisten Stimmen in der Kategorie „Nachwuchs-Bühnenbildnerin“. Drei Fragen dazu: Hat Wikipedia recht? Bist du auf ein Triple aus? Siehst du dich überhaupt noch als Nachwuchs?
Kirst: Ich glaube, Wikipedia hat recht. Nein, ich bin nicht auf ein Triple aus. Ich entwerfe keine Kostüme oder Bühnen, um in der Theater heute zu landen, aber ich freue mich natürlich sehr über die Wertschätzung, gerade weil man als Kostüm- und Bühnenbildnerin selten erwähnt wird. In meinem Verständnis von Nachwuchs bin ich es nicht mehr, aber wenn man sich anschaut, wie alt man in Deutschland sein muss, um die großen Bühnen bespielen zu dürfen, dann bin ich wahrscheinlich doch noch Nachwuchs.
Am Theater herrscht gerne mal ein rauer Umgangston. Wie sind deine Austeil- und Nehmerqualitäten, wenn es um die Durchsetzung einer künstlerischen Idee geht?
Kirst: Ich glaube, man braucht eine gesunde Mischung aus Überzeugungskraft, Durchhaltevermögen und Realismus, um am Theater eine künstlerische Vision durchzusetzen. Hier und da ein Kompromiss ist in Ordnung, aber aber wenn dadurch die Grundidee nicht mehr aufgeht, dann kann es schon stressig werden. Der raue Umgangston tritt selten in künstlerischen Debatten auf, eher wenn große Egos aufeinandertreffen – und vor denen wurde ich bisher noch einigermaßen verschont.
Interview: Volker Sievert