„Die unbarmherzigen Schwestern“ bei Arte: Misshandlung im Namen Jesu

In irischen Magdalenenheimen müssen sogenannte gefallene Mädchen schwere Misshandlungen über sich ergehen lassen.
„Die unbarmherzigen Schwestern“ läuft am 6. Oktober bei Arte und ist bis 4. November in der Arte-Mediathek zu finden.
Ende der 90er-Jahre schloss in Irland das letzte Heim für „gefallene Mädchen“ des Magdalenen-Ordens. Es war ein katholisches Arbeitslager für unverheiratete Mütter und solche, die es angeblich zu werden drohten. Schauspieler („My Name is Joe“) und Regisseur Peter Mullan schickt perversen Knästen wie diesem einen zornigen Nachruf hinterher. Er bleibt nah beim Schicksal der Mädchen, die – jedes auf seine Weise – mit den alltäglichen Demütigungen vom Schweigegebot bis zur sexuellen Misshandlung fertig werden müssen.
Keine Erzählstimme sorgt für retrospektive Distanz, Mullan kotzt auch kein anti-katholisches Pamphlet aus. Er betätigt sich als nüchterner Chronist mit schonungslosem Blick. Nur zu Beginn wird das Licht so gesetzt, dass die Oberin wie ein Zombie aussieht – ein legitimes Mittel. Denn im Grunde ist das 2002 beim Filmfest von Venedig ausgezeichnete Drama ein zeitloser Horrorfilm: eine Warnung vor Machtanmaßung, religiöser Manipulation und einer gleichgültig vor sich hin siechenden Gesellschaft.