„Die Vorkosterinnen“: Adolf Hitlers Angst vor Gift

Italienischer Roman, italienischer Film, deutsches Thema aus dem Nationalsozialismus: „Die Vorkosterinnen“ von Silvio Soldini mit Elisa Schlott in der Hauptrolle kommt in die Kinos.
Es gibt nur wenige Dokumente, auch ist das Thema noch kaum erforscht. Jetzt hat Regisseur Silvio Soldini („Brot und Tulpen“) aus dem Stoff des gleichnamigen Romans von Rosella Postorino den Film „Die Vorkosterinnen“ gedreht. Das Historiendrama läuft jetzt in den Kinos.
Im Jahr 1943 ist der Anfang vom Ende Nazideutschlands, und als Berlin bombardiert wird, flieht die junge Rosa Sauer (Elisa Schlott, „Informant – Angst über der Stadt“) nach Ostpreußen in den Geburtsort ihres Mannes Gregor, der an der Ostfront kämpft. Sie lebt dort im Haus seiner Eltern, doch schon bald wird Rosa gemeinsam mit mit anderen jungen Frauen aus dem Ort in Hitlers Hauptquartier abkommandiert und muss in der Wolfsschanze als Vorkosterin das Essen Adolf Hitlers und der hochrangigen Militärs auf Gift testen, indem jede der Frauen täglich zwei Mal einen der Gänge kostet, danach müssen sie eine Stunde unter Aufsicht am Tisch sitzen bleiben, damit sie beobachtet werden können. Während zunächst noch eine tiefe Kluft zwischen Rosa und den Frauen aus dem Dorf zu beobachten ist – Rosa wird von ihnen nur „Berlinerin“ genannt, verbünden sie sich im Laufe der Zeit immer mehr, die Frauen fangen sich bei Schicksalsschlägen gegenseitig auf und solidarisieren sich gegegen die Wachmannschaften der SS, während Rosa ein heimliches Verhältnis mit neuen Kommandanten Albert Ziegler (Max Riemelt, „Schlafende Hunde“) beginnt. Dann schlägt 1944 das Attentat auf Stauffenberg fehl, die Rote Armee rückt näher, und in der Wolfsschanze wird das Leben der Frauen immer gefährlicher. Regisseur Silvio Soldini hat einen intensiven Film über weibliche Solidarität in großer Bedrängnis gedreht. Wie Elisa Schlott anlässlich einer Sondervorführung im Hamburger Zeise Kino erzählte, arbeiteten die deutschen Schauspielerinnen die zum Teil zu literarischen und oft auch hölzernen Dialoge selbst um und glätteten sie so gemeinsam mit Regisseur Soldini noch am Set zu deutscher Sprechsprache. Dennoch blieben schlicht falsche, weil in Nazideutschland schlicht nicht verwendete Begriffe wie „Waschraum“ für Toilette drin. Wahrscheinlich waren die Dialoge aus dem Roman der italienischen Schrifstellerin Rosella Postorino direkt für den Film ins Deutsche übersetzt worden. Dem Roman zugrunde liegen die Erinnerungen von Margot Woelk, die erst in sehr hohem Alter publik machte, dass sie zu den 15 jungen Frauen und Mädchen gehört hatte, die in der Bunkeranlage Wolfsschanze das Essen Adolf Hitlers vorkosten mussten.