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Die Wütenden – Les Misérables: Klassiker als Cop-Thriller

Doku-Filmer Ladj Ly zeigt, wie man einen Buchklassiker fürs Jetzt aufmöbelt: Sein Film „Die Wütenden – Les Misérables“ geht dahin, wo es weh tut.

Was ist „Die Wütenden – Les Misérables“?

Victor Hugos Roman „Les Misérables“, auf Deutsch: „Die Elenden“,  ist in Frankreich das, was Gothes „Faust“ hierzulande ist: eine nationale Erzählung, in der man im besten Fall etwas über den Charakter einer Gesellschaft erfährt. Hugos Roman über das Pariser Elendsquartier Montfermeil wurde schon mehrfach verfilmt – so konsequent wie der in Montfermeil aufgewachsene Dokumentarfilmer Ladj Ly in seinem Spielfimdebüt „Die Wütenden – Les Misérables“ holte allerdings noch niemand den Stoff in die Gegenwart.

Worum geht es?

Der Film beginnt als nüchterner Cop-Thriller: Polizist Stéphane (Damien Bonnard) lässt sich in den Vorort versetzen und soll erstmal hospitieren. Also fährt er auf Streife, mit dem impulsiven Chris (Alexis Manenti) und dem aus einer Einwandererfamilie stammenden Gwada (Djerbil Zonga), lernt die sozialen Verflechtungen in der Banlieu kennen, die Armut und die Kriminalität. Und dann eskaliert ein fast absurder Routineeinsatz …

Was ist anders in „Die Wütenden – Les Misérables“?

Mit Hugos Vorlage hat Ladj Lys Aktualisierung nur den Spielort und den genauen Blick für soziale Verwerfungen gemein. An einer Stelle wird Stéphane gefragt, weswegen die örtliche Grundschule Victor-Hugo-Schule hieße – der Neuankömmling weiß es, allerdings nur, weil er es auf der Website der Kommune gelesen hat. Literatur ist hier nicht wichtig, wichtig ist der tägliche Kampf ums Überleben. Der in der letzten halben Stunde in einem Gewaltrausch kulminiert, der überraschend, heftig und schonungslos über einen hereinbricht. Beim Filmfest in Cannes erhielt Ly 2019 für seinen Film den „Preis der Jury“ – mehr als verdient. Und auch bei der Oscar-Verleihung am 9. Februar zählt er zum Kreis der Favoriten – ist er doch einer von fünf nominierten Filme in der Rubrik „Bester internationaler Film“, was bis 2019 der „Beste fremsprachige Film“ war.  fis/vs

Wann ist der Kinostart?

Ab dem 23. Januar könnt ihr die sozialkritische Klassikerverfilmung sehen.  Alle Vorstellungen und Termine gibt es hier.

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