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„Diener des Volkes“ auf Arte: Von der Farce zur Tragödie

Volodymyr Selenskyi in „Diener des Volkes“
(Foto: President.gov.ua, CC BY 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/4.0>, via Wikimedia Commons)

Der Präsident der Ukraine ist zu einem weltweiten Symbol des Widerstandes geworden. Seine Karriere begann Wolodymyr Selenskyi allerdings in der leichten Fernsehunterhaltung statt in der Parteizentrale.

Weltgeschichtliche Geschehnisse ereignen sich immer zweimal: „Das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Im Falle des amtierenden Präsidenten Wolodymyr Selenskyi, seiner Serie Diener des Volkes und der russischen Invasion der Ukraine muss dieses Zitat von Karl Marx leider auf den Kopf gestellt werden. 

Wolodymyr Selenskyi hatte seinen Durchbruch als Hauptdarsteller der politischen Comedyserie Diener des Volkes. Selenskyi spielt hier den Geschichtslehrer Wassyl Holoborodko, der höchst überraschend zum Präsidenten der Ukraine gewählt wird. Zuvor veröffentlichten seine Schüler:innen eine spontane Wutrede des Lehrers über das korrupte politische des System des Landes auf YouTube und stellten ihn via Crowdfunding als Kandidaten auf.  

Die Ukraine befand sich bei Erstausstrahlung der Serie 2015 in Aufbruchsstimmung: Auf dem Maidan-Platz in der Hauptstadt Kiew fanden proeuropäische Demonstrationen statt. Zentral für diese war die Forderung nach Emanzipation von Russland und dessen mächtigen Oligarchen. Dieses Thema ist für Diener des Volkes ebenso zentral. Und dem Hauptdarsteller gelingt der Kampf auf höchst sympathische Art, irgendwo zwischen Slapstick und Satire.

Und letztlich ist das Motiv auch zentral für Selenskyis reale Kandidatur für das Amt des ukrainischen Präsidenten im Jahr 2019 gewesen. Der Schauspieler machte dort die Ambitionen seiner Serienfigur zum Programm seiner politischen Agenda. Schließlich wurde er tatsächlich zum realen Staatsoberhaupt der Ukraine gewählt. 

ARTE zeigt die Serie bis zum 18. Mai in der Mediathek des Senders. Wer sich Diener des Volkes vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse anschaut, wird allerdings alles andere als leichte Unterhaltung zu sehen bekommen. Die brutale Gegenwart legt sich auf die so hoffnungsvolle Grundstimmung der Serie, die ein Land zeigt, das sich den Stolz auf die eigene demokratische Kultur hart erarbeiten muss, nun aber mit menschenverachtender Gewalt überzogen wird.

Um etwas über das Land und die Motivation der Ukrainer:innen zu lernen, ist Diener des Volkes immer noch bestens geeignet. Nur zum Lachen ist daran nichts mehr.  Aus der Farce einer satirischen Comedyserie wurde eine deprimierende Tragödie. Der Krieg hat bisher weit über 10 000 Opfer gefordert, darunter auch zahlreiche Zivilist:innen.

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