Dittsche auf Deutschlandtour: HSV-Fan und Weltenerklärer
Der Schauspieler und Komiker Olli Dittrich ist 2023 als Dittsche auf großer Deutschlandtour. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.
„Ein Spot, ein Mikrofon und ein Mann im Bademantel, der zwei Stunden Geschichten erzählt.“ Das steht so im Pressetext zur Tournee. Warum Olli Dittrich diese Konstellation als Ausgangspunkt seiner TV-Karriere als Figur Dittsche sieht, ist schnell erzählt. Wer ihn in den 1990ern zu Hause anrief und an den Anrufbeantworter geriet, musste sich krude Geschichten des Weltenerklärers Dittsche anhören, ehe er Olli Dittrich endlich was auf Band sprechen konnte. Später brachte Dittrich erste Dittsche-Nummern auf der Bühne, ehe er im Jahr 2004 die inzwischen 30 Staffeln umfassende Kultserie im Dritten des WDR startete. Jetzt setzt Olli Dittrich seine im Jahr 2019 begonnene Tournee fort, und kulturnews präsentiert die Tour.
Und ja: Auf dem Bild gleich über diesem Text steht der Held des Fernsehens und der Bühne am Aufgang zum Volksparkstadion, das müssen auch Fans aus Bremen verstehen, der Stadt, in der Dittsche im Spätherbst 2023 seine Tournee abschließen wird: Dittsche ist HSV-Fan. Der Künstler Olli Dittrich auch. Er war ausdrücklich von der Familie Seeler zu Uwe Seelers Trauerfeier eingeladen worden mit der Bitte, eine Rede zu halten. Und Olli Dittrich hat eine gehalten, eine Rede voller Emotionen und voll des Schmerzes. Dittrich erzählte von seiner Kindheit in den Hamburger Stadtteilen Niendorf und Langenhorn, erzählte von seiner Bewunderung für den Stürmer und von seinem Kindheitstraum, in dem er als Nachwuchstalent für Uwe Seeler ins Spiel kommt, als der wegen seines Meniskusrisses vom Platz muss. Uwe Seeler, der von Dittrichs Leidenschaft für den HSV wusste, kam sogar mal vorbei und setzte sich in einer Sendung der dritten Staffel von Dittsche im Imbiss auf Schildkrötes Platz, wo er schweigsam lächelnd sein Bier trank.
Olli Dittrich spricht auf der Trauerfeier des HSV zum Tod von Uwe Seeler.
Womit wir wieder bei Dittsche wären. Olli Dittrich gibt mit seinem Helden einen typischen Verlierer unserer Gesellschaft ein Gesicht. Einer, der von Hartz 4 lebt und sich jeden Abend ein paar Flaschen Bier im Imbiss bei Ingo holt und dabei mit diesem ein Gespräch beginnt. Immer kommen in diesen live und komplett improvisiert gespielten Sendungen aktuelle Themen zu Wort, die Dittrich seinem Helden in den Mund legt und diesen sich dabei auf sympathische Weise um Kopf und Kragen reden lässt. Das ist nicht viel, das ist im Zweifel eher langweiliger Alltag als auch nur ansatzweise Außergewöhnliches. Und doch hat Dittrich genau mit dieser so gewöhnlichen Figur so viele Fans gewonnen. Und warum? Weil er Dittsche nie für eine Pointe verraten hat, weil er den Loser als Charakter zwar mit allen Schwächen und nervenden Eigenschaften, am Ende aber immer ans Herz gehen spielt. Olli Dittrich hat viel von seinem subtilen Humor bei einem seiner Vorbilder, dem Multitalent Heino Jaeger, gelernt, einem der ganz Großen der Stimmen- und Charakterimitatoren.