Thriller in eisiger Wildnis
Der Pay-TV-Sender Fox zeigt mit der Thrillerserie „Djatlow-Pass – Tod im Schnee“ den russischen Straßenfeger des vergangenen Winters.
Diese Serie ist ein Meisterwerk der Spannung wie auch der Charakterzeichnung und in der präzisen Erfassung von Zeitkolorit. Mal in Farbe gehalten, mal in düsteres Schwarzweiß des mittleren 20. Jahrhunderts, handelt die russische Serie „Djatlow-Pass – Tod im Schnee“ (ab 5. 7., 21 Uhr, Fox) nicht nur vom schrecklichen Unfall einer Gruppe Studentinnen und Studenten, die im Jahr 1959 eine Skiwanderung im Ural-Gebirge unternimmt. Die Serie macht auch Sprünge in die Vergangenheit – meist zeigen traumatische Erlebnisse der Heldinnen und Helden im Zweiten Weltkrieg, warum sie wie handeln oder sind. So holt die Geschichte glaubwürdige Informationen für eine charakterliche Tiefenzeichnung ihres Personals. Gleichzeitig weist sie Elemente des Komischen auf, etwa wenn Boris Jelzin, der damals ebenfalls am Polytechnischen Institut des Urals In Jekaterinburg studierte und in der Serie an der Skiwanderung teilnehmen will, aber abgewiesen wird.
Der Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg dient aber nicht nur der serienimmanenten Handlung. Vor allem der Einmarsch der russischen Truppen in Deutschland und die Eroberung Berlins ist als Erinnerung überall auch 1959 noch präsent, das Erleben des deutschen Feindes einerseits als Aggressor und Land der Massenmörder, andererseits in Form von unschuldigen einzelnen Menschen zeigen einen differenzierten Blick auf den Todfeind: Deutschland hatte immerhin sieben Millionen russische Menschen getötet.
Doch zurück zum Plot der Serie „Djatlow-Pass – Tod im Schnee“, die ja auch eine Hommage an neun Skiwanderer ist, die im Jahr 1959 wirklich umkam. Bis in die jüngste Zeit konnte nicht geklärt werden, warum manche der Leichen innere Verletzungen hatten, während anderen einzelne Körperteile fehlten und manche sich vor ihrem Tod ausgezogen hatten. Die Geschichte war so mysteriös, dass die Verschwörungserzählungen von sowjetischen Atomtest über eine Aktion von Außerirdischen bis hin zu geheimdienstlichen Ursachen reichten. Zumindest in ihren ersten beiden Folgen legt die Serie geschickt unterschiedliche Fährten und lässt den KGB-Ermittler Major Oleg Kostin (Pjotr Petrowitsch Fjodorow) sowie die Gerichtsmedizinerin Katja Schemanova (Mariya Lugovaya) mehr rätseln als lösen. jw