Serie „Doppelleben“: Zwei Frauen, kein Mann mehr. Und jetzt?
Marc führt heimlich zwei feste Beziehungen in zwei Städten. Als er stirbt, fliegt alles auf, und damit geht es erst richtig los.
Vor einem Jahr hat Marc Favre seine Freundin Nina Canonico (Anna Pieri Zuercher ) geheiratet, die beiden wollen unbedingt ein gemeinsames Kind. Was Nina nicht weiß: Marc lebt bereits seit 20 Jahren mit einer anderen Frau zusammen und hat mit Laurence zwei Kinder, Alexandre und Julie. Dann stirbt der Architekt auf einer Baustelle, und alles fliegt auf. Doch damit beginnt das Drama erst, und so richtig. Die schweizer Miniserie „Doppelleben“ läuft auf One und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden.
„Das Bedürfnis zu lügen“: Als die zweifache Mutter Laurence Chabloz (Marina Golovine) mit Anfang 40 ihr Psychologiestudium wieder aufnimmt, um es zum Abschluss zu bringen, heißt so ihr Thema für die Abschlussarbeit. Vor einigen Wochen starb ihr Mann Marc (Bruno Todeschini, „Frieden, Liebe und Death Metal“).
Doch seitdem ist viel passiert – und das in nur zwei Folgen der sechsteiligen Dramaserie „Doppelleben“. Laurence musste erfahren, dass ihr Mann seit einem Jahr mit der deutlich jüngeren Nina (Anna Pieri Zuercher) verheiratet war und die beiden ein Kind zeugen wollten. Die Serie ist sehr komplex in der Handlung und wunderbar inszeniert. Bruno Deville verantwortet das, er ist belgisch-schweizer Regisseur und Autor, für Tanz, Theater und Performance-Stücke hat er Videoarbeiten unter anderem für Heiner Goebbels und Rimini Protokoll erstellt.
Sein einziger Langfilm, „Bouboule“ aus dem Jahr 2014 mit Swann Arlaud („Anatomie eines Falls“) schaffte es nicht in die deutschen Kinos. Wer denkt, dass dem Tod des Helden in „Doppelleben“ nur noch das Wundenlecken seiner zwei Hinterbliebenen folgt, irrt gewaltig. Marcs Bruder, der Filmemacher Robin (Thibaut Evrard, „Paris Police 1900“, „Sacha“), fliegt nach Marcs Tod sofort aus Japan ein und gibt zunächst Laurence Halt. Als diese aber erfährt, dass Robin Trauzuge bei der Hochzeit mit Nina war und überhaupt Geheimnisse hat, fliegt er bei ihr raus. Nicht nur, dass Robin daraufhin bei Nina einzieht, die beiden beginnen auch noch ein Verhältnis miteinander, wobei sie die Regeln des Spiels definiert: Wer sich zuerst verliebt, hat verloren.
In der Folge spielen Erbschaftsstreitigkeiten eine Rolle, die Kinder von Laurence kriegen eigene interessante Handlungsstränge, und einmal sagt Julie, Laurences Kleine, in einem Lüge-glaubhaft-Spiel den Satz: „Papa ist nicht gestorben. Er wurde ermordet.“ Sie sagt das absolut perfekt und glaubhaft. Angesichts der Enwicklung des Geschehens in den ersten beiden Folgen ist für die restlichen vier 50-Minüter nicht nur deshalb noch sehr viel zu erwarten. Immerhin scheinen alle nach dem Tod Marcs aufzublühen.