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Doves: Effenberg ist cool

Jim Goodwin und die Zwillinge Andy und Jez Williams sind Englands neue heiße Band. Musikalisch irgendwo zwischen Radiohead, Blur und U2 angesiedelt, schoss das Trio Doves mit seinem Album „The Last Broadcast“ an die Spitze der Charts. Aber auch Newcomer können sich verdammt alt fühlen.

kulturnews Jim, sind die Doves das Bayer Leverkusen des britischen Pop?

Jim Goodwin: Weil wir so viele Niederlagen einstecken mussten? Ach, die Tiefschläge vergangener Jahre haben uns mutig und stark gemacht. Unser neues Album hat es ja bis auf den ersten Platz in England geschafft. Wären wir Leverkusen, hätten wir nur Zweiter sein dürfen.

kulturnews Ihr kommt aus Manchester. Bevorzugst du United oder den Lokalrivalen City?

Goodwin: Die deutsche Plattenfirma schreibt in ihrem Info, unsere Lieder seien genauso geschmeidig wie die Flanken von David Beckham. Was zum Teufel meinen die damit? Gut, Fußball und Musik haben viel mit Leidenschaft zu tun und sind ein Bestandteil der Popkultur. Aber da hören die Analogien auch auf. Ansonsten: Manchester City, weil ManU ein doofer Snob-Club ist. City ist aufgestiegen und hat mit Kevin Keegan den besten Trainer Englands. Schade, dass die den Effenberg nicht gekauft haben. Ich glaube, das ist ein echt cooler Kerl. Nicht so ein Langweiler wie Beckham.

kulturnews Euer Ruf in England ist prima. Ihr wurdet gerade zu den „neuen Radiohead“ erklärt.

Goodwin: Ja, aber das war ein bisschen fies vom New Musical Express. Erst bringen sie uns auf dem Titel, und dann schreiben sie diesen Blödsinn. Als wenn dir erst jemand auf die Schulter klopft und dann in den Arsch tritt. Wir finden Radiohead gut, aber unsere Vorbilder sind eher Talk Talk.

kulturnews Wie hast du dich denn in die Musik verliebt?

Goodwin: Mein Dad war schuld. Er ist immer schon ein richtiger Rocker gewesen, mit sieben hat er mich zu allen möglichen Punk-Konzerten mitgenommen, zu The Clash, den Ramones. Er ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Bauarbeiter, aber er liebt alles, was mit Rebellion und Attitüde zusammenhängt.

kulturnews Kannst du noch mehr als Musik machen und Songs schreiben?

Goodwin: Reicht dir das denn nicht …? Um mir Geld zu verdienen, bin ich ein paar Jahre durch ganz Europa gereist und habe bei Konzerten illegale T-Shirts verkauft. Mein kleiner Bruder ist 17, der macht das jetzt genauso – obwohl das ein echt haariger Job sein kann, weil die Bullen ständig hinter dir her sind. Aber meine Eltern sind echt cool, die haben mich mein Ding machen lassen, und als ich 15 war, wusste ich: Fuck, ich will in einer Band sein!

kulturnews Ihr habt gerade in Amerika mit den Strokes getourt. Findest du sie auch so gut wie der Rest der Welt?

Goodwin: Ja, das sind coole Kids. Ich weiß, gegenüber euch Journalisten sollen das ziemliche Wichser sein, aber die Welt liegt ihnen nun mal zu Füßen. Ich wünschte, ich wäre noch mal 20 und könnte so viel saufen. Aber wenn du die 30 hinter dir hast, ist ein Kater auch nicht mehr das, was er mal war: Er macht das Leben noch schwerer, als es sowieso schon ist.

Interview: Steffen Rüth

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