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Dr. Alici

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(Foto: Münchner Kammerspiele)

Ersan Mondtag inszeniert Olga Bachs Schnitzler-Variation

Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ galt bis vor kurzem als in literaturhistorische Vergessenheit geratenes Stück – erst Thomas Ostermeier entdeckte vor zwei Jahren an der Berliner Schaubühne, wie das 1918 uraufgeführte Drama Fragen nach der historischen Verantwortung von Intellektuellen und der Unmöglichkeit politischer Neutralität verhandelte. Die Autorin Olga Bach hat „Professor Bernhardi“ in die Gegenwart transferiert: Aus Männern wurden Frauen, aus einem Krankenhaus ein Polizeipräsidium, und wenn 1918 Bernhardis jüdischer Glaube Stein des Anstoßes war, so ist es heute der Islam. Was klingt wie eine mehr oder weniger platte Aktualisierung, wird durch den Regisseur aufgewertet: Das nämlich ist Ersan Mondtag, und der brachte mit „Die Vernichtung“ (in Bern) und „Kaspar Hauser und Söhne“ (in Basel) schon mehrere Texte Bachs in einer Mischung aus Formalismus, Begeisterung für Trash und Pulp und politischer Schärfe auf die Bühne. An den Kammerspielen inszenierte Mondtag vorletzte Spielzeit mit „Das Erbe“ ebenfalls einen Olga-Bach-Text – nicht ohne Erfolg.

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