Drei Bücher, mit denen wir unsere Feiertage retten
Aufopferung, Auferstehung und Hasenohren: Ostern in der Literatur – das lässt wenig Gutes erwarten. Diese drei Bücher retten unser Ostern.
Ostern in der Literatur. Was fällt uns dazu ein? Richtig: Lew Tolstoi („Auferstehung“), William Faulkner („Schall und Wahn“), Richard Yates („Easter Parade“). Bombastisch, kanonisch – langweilig. Jenseits von christlich geprägten Erlösungsnarrativen gibt es jedoch so einiges zu entdecken. Unsere Lieblingsbücher für Ostern:
Nick Cave: Der Tod des Bunny Munro
So gar nicht andächtig ist diese Geschichte eines alkoholischen Frauenhelds, Vergewaltigers und Kosmetikvertreters. Ganz im Gegenteil: In seinem zweiten Roman scheint Nick Cave es besonders zu genießen, Elend, Gewalt und Verdorbenheit auszustellen. Bunny, der seine Frau Libby nach Strich und Faden betrügt, muss sich nach deren Selbstmord um ihren gemeinsamen Sohn kümmern.
Da ihm nichts besseres einfällt, nimmt er ihn mit auf Arbeit, wo er in der Tristesse unzähliger Sozialbauwohnsiedlungen Kosmetikartikel an einsame Menschen verkauft. Dass das ganze nicht gut endet, verrät bereits der Titel. Und da trifft einen auch keine Wehmut, wenn das Happy End – oder eine Wiederauferstehung – ausbleibt.
Jonas Eika: Nach der Sonne
Die Abschaffung des Todes, die Wiederauferstehung, ist die Utopie in Reinform. Statt allerdings feierlich von einer sterilen, christlich eingefärbten Hoffnung des Jenseits zu predigen, bildet sich der dänische Autor Jonas Eika in seinen Kurzgeschichten eine wesentlich materiellere, körperliche Traumwelt im Hier und Jetzt ab.
In „Nach der Sonne“ geht es um die Löcher, die der Kapitalismus in die Protagonist*innen dieser Geschichten gerissen hat – und darum, sie zu stopfen. Wenn dann der Tod ausgesetzt wird, dann nicht durch göttliche Intervention, sondern durch Blut und Körperflüssigkeiten, durch ein dezidiert weltliches Miteinander.
Tanya Tagaq: Eisfuchs
Okay, kleiner Sprung. Aber der Fuchs auf dem Cover sieht ein bisschen aus wie ein Osterhase, oder? Und selbst wenn nicht: Wenn wir versuchen, unsere Osterlektüre ein bisschen diverser und weniger andächtig zu gestalten, geht kaum etwas über das Romandebüt von Tanya Tagaq.
In „Eisfuchs“ erzählt die Musikerin semi-autobiografisch vom Erwachsenwerden in den kandischen Residential Schools und von der strukturellen Ungerechtigkeit, die die weiße, christliche Hegemonie der kanadischen Siedler*innen mit sich gebracht hat. Und was, wenn nicht das, sollte man an Ostern lesen?