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Edward St Aubyn: Der beste Roman des Jahres

Alljährlich wird er gekürt, der beste Roman des Jahres. Doch bevor der prestigeträchtige Elysia Preis dem glücklichen Gewinner überreicht werden kann, zittern und bangen die Schriftsteller, deren Werke es auf die Shortlist geschafft haben. Dabei werden sie von den Lektoren, die auch dieses Jahr wieder alle den besten Riecher haben wollen, umgarnt oder selbstgewiss ignoriert.

Die Jurymitglieder indes streiten sich und versuchen weniger durch angeregte Diskussionen als durch gegenseitige Manipulation und fröhliches Intrigenspinnen ihren jeweiligen Favoriten aufs Siegerpodest zu hieven. Dass die literarische Qualität der Texte dabei kaum noch eine Rolle spielt, stört irgendwann fast niemanden mehr. Und nebenbei kämpfen alle Beteiligten mit den Widrigkeiten des Lebens, mit beruflichen Misserfolgen, zerrütteten Familienverhältnissen, öffentlichen Blamagen, Liebeskummer und Minderwertigkeitskomplexen.

Edward St Aubyn schafft es in seiner Satire über den englischen Literaturbetrieb und den Man Booker Preis, beissende Ironie mit genauer Charakterzeichnung und klugen Beobachtungen über das Leben zu vereinen. So lacht man bisweilen über seine Figuren, erkennt sich in ihnen aber auch wieder und fühlt mit ihnen. Ob „Der beste Roman des Jahres“ der beste Roman des Jahres ist, sei dahingestellt, ein sehr vergnügliches, abwechslungsreiches Leseerlebnis bietet das Buch allemal. Wer das von einer Jury bestätigt haben möchte: Edward St Aubyns Buch wurde in Grossbritannien als lustigster Roman des Jahres mit dem Everyman Wodehouse Preis für humoristische Literatur ausgezeichnet. (jc)

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