Oscar-prämiert: „Eine fantastische Frau“ beim BR
Die Transfrau Marina (Daniela Vega) muss nicht nur den Tod ihres geliebten Orlando verarbeiten, sondern auch die Ablehnung von dessen Familie.
Marina (Daniela Vega) läuft eine Straße entlang, die Kamera begleitet sie von der Seite. Der Wind bläst ihr entgegen und wächst sich zu einem handfesten Sturm aus, der mit unwirklicher Stärke auf Marina einwirkt. Die stemmt sich dagegen, ihr Gang wird schwerfällig, doch sie fällt nicht.
Sebastián Lelios Frauenporträt beginnt aber mit Orlando, Marinas älterem Freund, mit dem sie nur noch eine Nacht verbringen wird, bevor er stirbt. Zeit zu trauern hat sie nicht: Orlandos Familie lädt Marina von der Beerdigung aus und begegnet ihrer Transsexualität mit offener Ablehnung. Bedenkt man, dass queere Belange in Lelios Heimat Chile lange tabuisiert wurden, macht der Filmemacher das einzig Richtige und lässt in den ersten 20 Minuten keinen Zweifel daran, dass Marina eine Frau ist – so dürften die feindseligen Reaktionen selbst bei unbedarften Zuschauern auf Unverständnis stoßen. Schaut man den Film aus einem aufgeklärten Blickwinkel, hält sich der Mehrwert indes in Grenzen, denn Grautöne gibt es kaum. Doch auch dann kann man sich darüber freuen, dass Lelios Versuche in Melodramatik à la Pedro Almodóvar meist aufgehen. sb
Der Film wurde 2018 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.