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Elif Shafak: Ehre

Sie sind Zwillinge, doch unterschiedlicher hätten sich ihre Leben kaum entwickeln können: Jamila kommt in den 1970ern als jungfräuliche Hebamme in einem Dorf am Euphrat mehr schlecht als recht über die Runden, ihre Schwester Pembe ging mit ihrem Mann von der Türkei nach London, einem vermeintlich besseren Leben entgegen. Doch die neue Kultur und die allzuvielen Möglichkeiten in der Millionenmetropole erschüttern die Familie in ihren Grundfesten. Als ihr Mann mit einer Striptänzerin durchbrennt und Pembe sich neu verliebt, bahnt sich ein schreckliches Unheil an, dem sich auch Jamila nicht entziehen kann …

Elif Shafak gehört zu den renommiertesten Schriftstellerinnen der Türkei, ihre Bücher sorgten teils für heftige Diskussionen. Auch „Ehre“ ist wahrlich keine leichte Kost, wenngleich der Roman es durch seinen pointierten und flüssigen Schreibstil leicht macht, die vielen losen Enden der Handlung gedanklich zu verknüpfen. Über all den kleinen Geschichten dräut von Anfang an das Wissen um den einen Mord, der alles verändern wird – ein erzählerischer Kniff, den Elif Shafak virtuos auskostet und der die alles umfassende Frage nach dem Warum ins Zentrum stellt. Ein fulminanter türkisch-kurdischer Generationenroman und zugleich ein Lehrstück über die Psychologie der Menschen. Denn oft müssen nur genug Sandkörnchen zusammenkommen, um ein intaktes Getriebe komplett außer Kraft zu setzen.

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