El*Ke
„EL KE“ stand auf dem Nummernschild ihres VW Polos. Doch die Besitzer, drei Jungmusiker aus dem Emsland, tauschten TÜV-Plakette gegen Freiheitsstern, und fertig war der Bandname. El*Kes direkter Rock, der ohne Pathos, Politik und Diskurszwang auskommt, sorgt für frischen Wind im verminten Deutschrock-Genre. Ein Interview mit Hubert Deters und Peter Bolmer über Dörfer, Städte und perfekte Wellen.
kulturnews: Ihr wolltet und musstet raus aus Meppen. Wie war denn die Provinz: öde oder wie der Wilde Westen?
Hubert Deters: Es war für uns auch der Wilde Westen, aber irgendwann kamen wir in Meppen nicht weiter. Kurz bevor wir abgehauen sind, waren wir noch vier bis sechs Wochen im Urlaub in Spanien. Da haben wir Straßenmusik mit Akustikgitarre und Cafon gespielt und schnell gemerkt, dass man überall Musik machen kann. Wir haben uns überlegt: Meppen ist nicht alles. Und dann ist es Berlin geworden.
kulturnews: Warum Berlin?
Deters: Wir wollten musikalisch einfach mehr machen. In Berlin kann man ganz andere Leute kennen lernen. Aber zum Songschreiben fahren wir wieder ins Emsland. Da haben wir mehr Ruhe. Die ganzen Einflüsse, die wir in Berlin sammeln, verarbeiten wir dort zu neuen Songs.
kulturnews: Momentan feiern viele deutsche Pop- und Rockbands ziemliche Charterfolge – Wir Sind Helden, Juli, Silbermond. Sind El*Ke die perfekte Welle oder nur die zweite Garde?
Deters: Das Einzige, was wir gemeinsam haben: Wir singen auch auf Deutsch.
Peter Bolmer: … auch schon, bevor das losging. Wir hatten mal einen Sänger, der auf Englisch gesungen hat. Da guckst du im Wörterbuch nach und weißt gar nicht, wie du das aussprechen sollst. Deutsch ist die eigene Sprache. Das ist für uns gut, dass es mit vielen deutschen Bands gerade so abgeht. Aber wir machen das schon seit 14 Jahren. Jeder Song ist bei uns aus dem Leben gegriffen. Wir erfüllen uns einen Lebenstraum – und den leben wir hier gerade.
kulturnews: Es gibt einen nationalistischen Trend in der Popmusik, der vieles versaut. Ihr seid keine politischen Aktivisten. Darf man das Feld denn den Rechten überlassen?
Deters: Den Rechten darf man gar nichts überlassen! Hast du ein Beispiel?
kulturnews: Es gibt den Rapper Fler.
Deters: Diese Rapscheiße kann man sowieso nicht richtig ernst nehmen. Fler ist halt ein Prolet, der seine Raptexte runtersingt. Ich glaube nicht, dass die breite Masse das wirklich interessiert. Wenn es richtig heftig wird, dann würden wir wohl auch einen Text dazu schreiben.
kulturnews: Wollt ihr euch eigentlich vom Diskurspop abgrenzen? Eure Texte gehen weniger in die Tiefe.
Deters: Wir sind keine Philosophen. Was wir nicht sind, wollen wir auch nicht verarbeiten.
Bolmer: Wir sprechen eher in Bildern als in schwierigen Wörtern.
kulturnews: In dem Song „Was machen wir bloß“ schildert ihr einen rauschsüchtigen Menschen. Ist das autobiografisch – oder eine Kritik an dem, was man im Rausch so macht?
Bolmer: Der Text ist nach einer durchzechten Nacht entstanden. Dann haben wir am nächsten Tag da gesessen und das Ding geschrieben. Der Song geht absolut nicht gegen diese Leute, im Gegenteil. Wir sind halt auch so.
Interview: Alexander Zollondz