Elliott Smith
Oskar-Nominierung, begeisterte Kritiken, glückliche Fans: Elliott Smith hat allen Grund, zufrieden zu sein. Ist er aber nicht. Statt dessen singt der schüchterne Songwriter von Einsamkeit und der Sinnlosigkeit menschlicher Bindungen – auf seinem bejubelten Soundtrack zu „Good Will Hunting“ genauso wie auf seinem jüngsten Album „Figure 8“.
city.mag: Elliott, warum geht in den Beziehungen, von denen deine Lieder handeln, immer alles schief?
Elliott Smith: Wir machen dem anderen leider immer wieder die Hoffnung, er hätte endlich gefunden, was er gesucht hat. Aber dann tun wir plötzlich Dinge, mit denen er überhaupt nichts anfangen kann. Wir wollen einfache Antworten, obwohl es die gar nicht gibt. Denn selbst auf Fragen wie „Bist du glücklich?“ kann man nicht klar antworten. Wer würde schon sagen: Ich war heute um drei Uhr für eine halbe Stunde glücklich, dann um viertel vor vier etwas weniger, um fünf war ich plötzlich für eine Minute wahnsinnig glücklich, aber dann war alles vorbei, als ich jemanden getroffen habe, der mich nicht mochte.
city.mag: Aber wie sollten wir sonst kommunizieren?
Smith: Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir können ja nicht aufhören zu reden, um Missverständnisse zu vermeiden.
city.mag: Erinnerst du dich noch an deinen letzten Traum?
Smith: Heute nacht habe ich geträumt, dass ich bei einer Preisverleihung war und jemand auf der Bühne seinen Preis in Empfang genommen hat. Er hatte einen ganz merkwürdigen Anzug an, der mich an einen Sträflingsanzug erinnerte, aber auch sehr modisch war. Dann hat dieser Mann seine Assessoires gezeigt, und die Leute fanden es wahnsinnig toll. Aber ich saß dazwischen und habe mich gefragt, was ich denn da bloß mache. Ich fand auch diesen Anzug ganz furchtbar. Und dann ist dieser Mann, dieser große Gewinner, plötzlich zu mir gekommen, und ich stellte fest, dass ich mit ihm zusammen gekommen war, ihn aber gar nicht wirklich kannte. Er hat geredet und ich sah, wie sich sein Mund bewegte, aber ich konnte mich nicht darauf konzentrieren, was er sagte, weil es mich nicht interessierte. Ich wollte nur wissen, wie ich aus dem Raum komme, ohne unhöflich zu sein. Mehr weiß ich nicht mehr …
Interview: Anna Schwan