Eloise im Interview zu „Drunk on a Flight“
Eloise im Interview zu „Drunk on a Flight“ über Beziehung, Trennung, Therapie und die Fähigkeit Grenzen zu setzen.
Eloise, ein verpasster Flug hat deine Musik ganz schön verändert und lässt dein Debütalbum überraschend poppig klingen.
Eloise: Ich hatte meinen Heimflug verpasst und bin in LA gestrandet. Da hat mir ein Freund vorgeschlagen, dass wir zusammen einen Popsong schreiben könnten. Bis dahin habe ich immer gesagt, dass ich keine Popmusik schreiben kann. Es war abends, wir haben ein paar Bier getrunken – und ich habe festgestellt, dass ich nicht nur Popsongs schreiben kann, sondern auch dass es mir wirklich Spaß macht! Als ich also wieder in London gewesen bin, habe ich jeden Tag einen neuen Song in diesem Stil geschrieben. Hätte ich diesen Flug nicht verpasst, würde es das Album jetzt nicht geben.
Hattest du nicht eigentlich geplant, deine Songs anderen Künstler:innen zu verkaufen?
Eloise: Als ich in London angefangen habe Popsongs zu schreiben, hatte ich nicht vor ein Album zu machen. „Take it back“ zum Beispiel habe ich mir für die Jonas Brothers vorgestellt, aber dann ist mir aufgefallen – Wenn die Jonas Brothers diesen Song nehmen, dann wäre das aus finanzieller Sicht natürlich großartig, aber ich wäre einfach neidisch!
„In another Year“ vermittelt ein Gefühl des Feststeckens und der Isolation.
Eloise: In meinem Kopf geht es um ein 60-jähriges Ehepaar. Sie haben immer vom Reisen gesprochen – aber sie haben ihre Pläne nie in die Tat umgesetzt. Für den Mann ist das in Ordnung, aber die Frau möchte mehr erleben. Es geht nicht darum, dass sie ihn nicht mehr liebt, sondern, dass sie nicht mehr in dieser Beziehung sein möchte.
Auch „Friends who kiss“ thematisiert eine Beziehung in einer Art Zwischenphase.
Eloise: Der Song ist fast wie ein Geschwisterkind von „In another Year“. Es geht um das Gefühl der Einsamkeit in einer Beziehung. Wir sind nicht mehr verliebt, wir sitzen nur auf dem Sofa und küssen uns zur Begrüßung und zum Abschied. Es ist, als wären wir Freunde, die sich zufälligerweise auch küssen.
„Therapist“ ist ein lustiger Song, aber eigentlich hat er einen ernsthaften Kern. Es geht darum, jemanden nicht ständig therapieren zu können.
Eloise: Bei „F.R.I.E.N.D.S.“ geht Jennifer Aniston mit Bruce Willis aus und sagt ihm, sie würde sich wünschen, dass er sich mehr öffnet – doch dann weint er am laufenden Band. Als ich das gesehen habe, habe ich gedacht, das wäre ein lustiges Konzept für einen Song. Dann habe ich solche Situtionen selbst in meiner damaligen Beziehung erlebt. Für Männer, die mit dem traditionellen Rollenbild aufgewachsen sind, ist es wohl schwierig, andere an sich heranzulassen. Aber wenn sie sich sicher bei dir fühlen, müssen viele erst mal mit den Gefühlen umgehen, die sie über Jahre unterdrückt haben. Ich habe mich gefragt: Nur weil er nicht an sich selbst gearbeitet hat, muss ich das nun für ihn machen? Deswegen gibt es die Zeile „I can’t untangle this kind of web“. Ich habe versucht, mein Netz zu entwirren und gehe mit meinen Sachen um. Ich kann mich nicht auch noch um seine kümmern.
Fällt es dir leicht, solche Grenzen zu setzen und zu sagen, dass du die Freundin, nicht die Therapeutin bist?
Eloise: Das ist super schwer. Insbesondere Frauen werden dazu erzogen, immer nachgiebig, umgänglich und höflich zu sein. Grenzen zu setzen, geht gegen diese Vorstellungen, denn das heißt, Nein zu sagen. Gerade diese Nischen-Grenzen sind eigenartig. Jemand macht nicht wirklich etwas falsch, sondern öffnet sich. Da trotzdem eine Grenze zu setzen, ist herausfordernd. Ich selbst schreibe Lieder und hoffe, dass die Person, um die es in den Lyrics geht, meine Botschaft auch versteht. (lacht)