Embrace
Bevor Embrace es sich versahen, wurden sie als next big thing gehandelt. Es gehört Mut dazu, aus so einer Geschichte das Tempo rauszunehmen und mit „Drawn from Memory“ (Virgin) ein elegant-poppiges zweites Album vorzulegen. Die Brüder Danny und Richard haben diesmal ein wenig weniger versucht zu beeindrucken – und deswegen ist das Ergebnis beeindruckender.
city.mag: Als ihr euer erstes Album herausbrachtet, hattet ihr schnell den Ruf weg, großmäulige Angeber zu sein. Kann man danach noch unbefangen Musik machen?
Danny McNamara: Das war ganz natürlich, ehrgeizig zu sein, wenn sich nach acht Jahren in winzigen Schuppen eine Chance eröffnet; nach Jahren, in denen wir nicht mal einen Gig zu Hause bekommen konnten, weil uns die Promoter „nicht britpoppig genug“ fanden. Das sei zu dunkel, hieß es, Leute wollten Musik, zu der sie auf- und ab hüpfen und sich darüber unterhalten können, welche Klamotten man tragen muss, welches Auto man fahren muss, mit welchem Supermodel man am liebsten Sex haben möchte – und all das hat uns nicht interessiert. Wir wollten Songs übers richtige Leben schreiben.
city.mag: Wäre das nicht auch mit leiseren Töne gegangen?
McNamara: Du möchtest es von den Dächern herunter schreien: Gebt uns eine Chance! Dann sind die Leute plötzlich auf unsere Musik angesprungen, und wir haben uns immer noch für die Verlierertypen aus Leeds gehalten. Dann schreist du halt weiter, obwohl du jetzt ein Mikro vor dir stehen hast und es gar nicht mehr nötig hast zu schreien. Klar, das war pure Arroganz, aber das finde ich nicht verwerflich. Das ist, als ob ein Sechsjähriger im Park sagt: Mein Papi ist besser als deiner! Aber der Junge hat dabei ein Leuchten in den Augen, und dieses Feuer ist genau das, was den besten Rock’n’Roll angetrieben hat. Fluch über den Tag, an dem wir dieses Feuer verlieren, denn wenn du’s einmal verlierst, hast du’s endgültig verloren.
city.mag: Was hat euch über all die erfolglosen Jahre gerettet?
Richard McNamara: Die Tatsache, dass du nicht für den Rest deines Lebens als Maurer arbeiten möchtest.
McNamara: Ich würde trotzdem weitermachen, und wenn keiner mehr mitmachen mag, dann eben als Solo-Künstler.
Interview: Rolf von der Reith