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Emma Townshend

Da die Frage kommen muß: Ja, sie ist die Tochter von Pete. Beim nächsten, dem zweiten Album, werden dann aber alle fragen: Ist das nicht die, die dieses wunderschöne Debutalbum gemacht hat? Emma Townshend geht auf „Winterland“ (eastwest) ihren ganz eigenen Weg. Diese Lieder einer Individualistin handeln von „unklassischen“ Popthemen und radikaler Innenschau, sie gehen nicht von drei Gitarrenakkorden, sondern vom Klavier aus. Gut, daß Emma Townshend wieder davon abgekommen ist, ihr Album „Who‘s Baby“ oder „Papa Was A Rolling Stone“ zu nennen.

Kultur!News: Emma, vor zehn Jahren hättest du schon einen Plattenvertrag haben können. Aber du hast abgelehnt, um dem Verdacht der Vetternwirtschft zu entgehen. Was ist heute anders?

Emma Townshend: Jetzt kann ich bedingungslos für das einstehen, was ich will. In meinem Alter tut man nicht einfach mehr, was andere Leute dir sagen. Wenn man mir mit 20 gesagt hätte: dies solltest du so und so machen, hätte ich nur mit Piepsstimme geantwortet: Ja, natürlich, wenn sie meinen…

K!N: Aber du hast die ganze Zeit über Lieder geschrieben?

Emma Townshend: Ja, aber auf dem Album sind kaum alte Stücke. Wir haben versucht, die schönsten herauszufinden, aber die ergaben kein Gesamtbild. Also haben wir eine Auswahl von melancholischen, dunklen, mysteriösen Winterliedern getroffen. Ich kann viel fröhlichere Lieder schreiben, ehrlich!

K!N: Hat die Doktorarbeit, an der du schreibst, sehr unter deiner neuen Popkarriere gelitten?

Emma Townshend: Die ganze Geschichte hat jetzt während der Vorbereitungen für das Album geruht, was eigentlich eine Schande ist. Sie ist noch in Arbeit. Alle fünf Kapitel sind so gut wie fertig in meinem Computer. Es ist eigentlich nicht viel Arbeit, und es ist umso frustrierender, nie dazu zu kommen.

K!N: Was ist denn der Titel?

Emma Townshend: „Der englische Garten und die Herstellung nationaler Identität“ eine kulturgeschichtliche Arbeit über Gärten als Bestandteil der englischen Kultur. Ursprünglich wollte ich über Charles Darwin schreiben, aber mit Doktorarbeiten läuft es wie mit Platten: man völlig woanders an, als man ursprünglich vorhatte.

K!N: Wie ist es denn nun, Pete Townshends Tochter zu sein?

Emma Townshend: Immerhin ist es ein praktischer Gesprächsanlaß, und ändern kann ich‘s eh nicht. Das ist für mich einfach keine besondere Überraschung. Ich bin es von Anfang an gewesen, seit mehr als 20 Jahren. Gerade in Deutschland, wo man den Who gegenüber immer sehr treu gewesen ist, sind manche fast ärgerlich, daß ich es wage, sein Erbe anzutreten, was ich ja gar nicht will.

Interview: Rolf von der Reith

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