Empire: Zürcher Theater Spektakel / Schaubühne, Berlin
Was heißt Europa? Milo Raus „Empire“ in Zürich und Berlin
Das Imperium ist immer schon da. Die Philosophen Michael Hardt und Antonio Negri beschrieben 2000 in ihrem Buch „Empire“ die Machtstrukturen, die nach dem Ende der Nationalstaaten wirken: Finanzkapital, miltärisch-industrieller Komplex und Kontrollgesellschaft halten das Zusammenleben in Form. Zumindest versuchen sie es – die aktuellen Krisen jedenfalls sind Zerfallssymptome dieser Ordnung, die Hardt und Negri nicht vorhersehen konnten. Was passiert mit Menschen, die sich aus dem „Empire“ herausbewegen?
Milo Raus jüngster Theaterabend ist das Folgestück zu „The Dark Ages“ und „The Civil Wars“, gezeigt wird die Triologie eines Europas, das sich in atemberaubender Geschwindigkeit aufzulösen scheint – Premiere war beim Zürcher Theater Spektakel, ab 8.9.läuft die Produktion in der Berliner Schaubühne. Standen zuvor die Kriege und Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien und ideologische Ratlosigkeit des Westen im Vordergrund, geht es jetzt ans Eingemachte: In „Empire“ beschreiben Schauspieler aus Griechenland, Syrien und Rumänien, wie Europa gleichzeitig ein Sehnsuchtsort und eine Insel der Verdammten werden konnte.
„Europa als genauso mythisches wie realpolitisches Imperium, der Europäer als Träger uralter Traditionen wie als ewiger homo migrans“, beschreibt Rau sein Bild des Kontinents.