Erdmöbel
Zwar sind Erdmöbel alte Indiepop-Hasen, doch liegt es ihnen fern, väterliche Ratschläge zu erteilen. Stattdessen bewerten sie gelassen ihre Leistung – und stufen den aktuellen Buhei um deutschen Pop als das ein, was er ist: ziemlich irrelevant fürs eigene Schaffen.
kulturnews: „Für die nicht wissen wie“ heißt euer neues Album. Habt ihr eure Platte schon mal an einen Politiker geschickt?
Markus Berges: Was wüssten denn die Politiker besser, wenn sie die Platte gehört haben?
kulturnews: Ich hoffe, dass ihr mir das beantworten könnt …
Ekki Maas: Damit ist natürlich nicht gemeint, dass wir irgendeine Lösung für ein Problem liefern. Das ist sehr viel allgemeiner gefasst. Wir versuchen textlich von dieser „Moral von der Geschicht’“ wegzukommen. Besonders in die Mode gekommen sind ja Lieder über Gott – geht es noch größer? Nein, es geht nicht größer! Es ist einfach super peinlich, so was zu hören. Auch Xavier Naidoo hat keinen Weg gefunden, das zu machen, ohne dass ich Gürtelrose bekomme.
kulturnews: Inwiefern ist es euch denn angenehm oder unangenehm, dass ihr vom gegenwärtigen deutschen Pop-Hype profitiert?
Maas: Dazu sagen wir: Wir sind so gut, dass wir es geschafft haben. Und nicht: Die Musikszene ist momentan so günstig. Gut ist, dass es inzwischen für die Leute viel selbstverständlicher ist, dass deutsch gesungen wird. Ich glaube, wir haben dazu beigetragen, dass es entkrampfter wurde. Die Hamburger-Schule-Bands haben dafür auch gesorgt. Das war das Zeug, wo ich dachte: Die trauen sich aber was.
kulturnews: Mit Eindeutigkeit und Plakativität lässt sich doch auch viel mehr Kraft entwickeln.
Maas: Ja, man muss auch Verbotenes tun. Dann kann man dafür sorgen, dass sich jemand diese Verbote anguckt und sagt: Sind die sinnvoll? Nee, die sind nicht sinnvoll. Das machen wir zwar auch oft, aber mehr im Verborgenen, für uns selber. Ein bisschen Dreck muss sein, auch wenn die Musik noch so sanft ist.
Interview: Cornelius Puschke