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Es kann nur einen geben

Morrissey kettet man besser nicht an. Zum Beweis legt der Ex-Smiths-Sänger ein Studioalbum mit elf neuen Songs vor.Von Joern Christiansen

Diese Stimme! Ein Fan schrieb kürzlich, sie sei wie eine Blume. Tatsächlich klingt Gladiolen-Fan Morrissey so schön wie lange nicht auf den Songs seines neuen Albums „I am not a Dog on a Chain“. Nach „California Son“, dem Cover-Album aus dem vergangenen Jahr, veröffentlicht der streitbare Brite ohne lange Pause nun also wieder elf brandneue Lieder. „Sein mutigstes und gewagtestes Album“, verspricht Produzent und Grammy-Gewinner Joe Chicarelli (Beck), der nun schon das vierte Mal für Morrissey hinter dem Mischpult saß. Tatsächlich wagt sich Mozzer diesmal weit aus seiner Komfortzone und vereint elektronische Sounds mit Streichern, Synthies und Gitarren. Nach den Duetten des letzten Albums ist diesmal allerdings nur eine Gastsängerin dabei: Motown-Legende Thelma Houston unterstützt ihn bei der ersten Single „Bobby, don’t you think they know?“ Schon die zweite Auskopplung „Love is on its Way out“ kommt als klassischer Morrissey-Track daher. Drei Minuten, in denen der Mann aus Manchester beweist, wie einzigartig er auch im Jahr 2020 in der Musiklandschaft dasteht.

Textlich spielt Morrissey auf seinem 13. Studioalbum weiter in seiner eigenen Liga. In dem wunderschönen „My hurling Days are over“ singt er: „Time will mould you and craft you/But when you’re looking away it will slide up and shaft you.” Wer, wenn nicht der Pope of Mope himself, könnte solche Zeilen heute noch schreiben und auch meinen? Er ist in guter Gesellschaft, denn seine Verehrung für Chansoniers und Crooner der 60er- und 70er-Jahre hat Morrissey nie verheimlicht. Künstler wie Charles Aznavour, Cliff Richard und natürlich Elvis haben den Ex-Sänger von The Smiths geprägt. Und eins hat er mit seinen Helden nun mal gemein: die unverwechselbare Stimme.

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