Eskimos & Egypt
Wenn etwas Eskimos & Egypt ausmacht, dann ist das Stehvermögen. Kaum hatten die Ex-Waver1991 ihren Glaubenswechsel zur Rock-und-Techno-Fusion vollzogen, verschwanden sie unfreiwillig von der Bildfläche. So wurden andere zu gefeierten „Entdeckern“ der Big Beats. Aber nun sind Chris O‘Hare, Mark Compton und Dave Cameron wieder da.
K!N: Ihr hattet vier Jahre Sendepause. Wo wart Ihr?
Mark Compton: Unsere damalige Plattenfirma hatte zu der Zeit zwei große Acts, Björk und Shamen, und haben sich wohl gesagt, Eskimos & Egypt könnten doch Shamen Nummer zwei sein. Gerade als wir mit unserer Musik eigene Fans gewannen, sagten sie: Schreibt Songs, zu denen man am Klavier singen kann. Wir wollten natürlich weg, aber wir kamen nicht aus dem Vertrag heraus und konnten nichts veröffentlichen. Aber wer weiß, wozu es gut war: 1991 hatten wir noch das Problem, daß es für unsere Art von Musik kein klar umrissenes Feld gab.
Chris O‘Hare: Wir kriegten ständig das Lamentieren zu hören: Wir wissen gar nicht, wie wir für euch werben sollen! Gehört das nun zu Rock oder zu Dance? Bitte ändert eure Musik, damit wir wissen, wo wir die Anzeigen plazieren sollen!
K!N: Wie steckt man so einen Rückschlag weg?
Chris O‘Hare: Das hat unserem Selbstbewußtsein natürlich einen Schlag versetzt. Wir haben in der Zeit ein Album mit dem Titel „Rest In Silence“ gemacht, aber es ist verwässert und übervorsichtig geworden, weil wir uns viel zu viele Gedanken gemacht haben.
Dave Cameron: Als wir die neuen Songs schließlich live spielten, hing eine schwarze Wolke über uns.Wir wußten: Mit diesem Album wird das nichts, aber es war trotzdem eine schwere Entscheidung, das fertige Album nicht zu veröffentlichen und statt dessen noch einmal ganz von vorne anzufangen.
Mark Compton: In der Zwischenzeit haben Bands wie Prodigy, die Chemical Brothers und Underworld einen Markt geschaffen.
K!N: Diese Bands haben aber alle weniger alberne Namen …
Mark Compton: Wir hatten eine ganze Liste mit möglichen Namen, und dieser sprang uns geradezu an, weil er so dämlich war. Und anschließend haben wir ihn behalten, weil wir uns nie aufraffen konnten, uns einen neuen auszudenken.
Chris O‘Hare: Wir könnten daraus auch eine Philosophie entwickeln und auf diese Frage immer eine sehr gute Antwort geben: Das eine verkörpert die elektronische Seite, das andere die Rock-Seite, und aus dieser Gegensätzlichkeit entsteht dies und jenes … Aber dann würden unsere Interviews mindestens acht Stunden dauern.
Rolf von der Reith