Zum Inhalt springen

Esther Abrami über „Cinéma“: Unorthodox

Pressebild Esther Abrami 2023
(Bild: Florian Saez)

Ihre Oma hat sie mit der Geige vertraut gemacht – und jetzt begeistert die 26-jährige Esther Abrami die Tiktok-Kids.

Esther, klassische Musiker:innen stehen in dem Ruf, Tag und Nacht üben zu müssen. Hast du auch noch Zeit für andere Dinge als das Violinspiel?

Esther Abrami: Im Sommer war ich ein paar Wochen lang bei meinen Eltern in der Nähe von Aix-en-Provence. Sie haben ein neues Haus gekauft, es gab einiges zu renovieren und neu zu dekorieren. Ich habe geholfen, ein paar alte Möbel aufzupolieren und die Wände zu streichen. Aber das mit dem Üben stimmt, insbesondere am Anfang der Karriere.

Wie bist du mit der Geige in Kontakt gekommen?

Abrami: Durch meine Großmutter. Sie ist ebenfalls Violinistin gewesen, hat aber nach ihrer Heirat mit dem Spielen aufgehört. Ich habe sie also nie spielen hören, dafür hat sie mir die Schönheit dieses Instruments gezeigt, als ich ein Kind gewesen bin. Mit neun Jahren habe ich richtiges Interesse entwickelt, Unterricht bekommen und mich in die Violine verliebt. Für mich ist dieser Klang so etwas wie die natürliche Fortsetzung der eigenen Stimme – nur von außen statt von innen.

Du hast am Royal College of Music in London und am Birmingham Conservatoire studiert und bist nun eine der großen Wetten auf die Zukunft der Klassik. Warum hast du dich entschieden, mit deiner Musik auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok und Instagram zu gehen?

Abrami: Weil wir im Jahr 2023 leben. Die klassische Musikszene ist in ihren Strukturen sehr konservativ. Aber ich bin Mitte zwanzig und mit dem Internet aufgewachsen. Also habe ich mir gedacht, rühre ich doch einmal kräftig in dieser altmodischen Klassiksuppe herum und wirbele sie auf. Mir macht es super viel Spaß, kleine Clips von Stücken und Spielchen in den sozialen Medien zu posten, um dort neue, vor allem junge Menschen für diese Musik zu begeistern. Klassische Musiker:innen brauchen Vorbilder, denen sie nacheifern können und die für sie erreichbar sind.

Auf deinem neuen Album „Cinéma“ spannst du einen weiten Bogen, spielst Stücke aus „Das Tagebuch der Anne Frank“, „Die Tribute von Panem“ und „Die fabelhafte Welt der Amelie“.

Abrami: Ich wollte traurige Stücke und fröhliche Stücke spielen, vor allem auch Stücke aus Filmen wie „Das Leben ist schön“, der mich, als junge Frau mit jüdischen Wurzeln, zutiefst bewegt hat. Ich bin der Überzeugung, dass Musik eine Zauberkraft ist, die dich beruhigen, trösten und zum Lachen bringen kann.

Beitrag teilen: