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Felicitas Woll

In „Berlin Berlin“ ringt sie seit Jahren mit dem Miststück namens Liebe. Persönlich sieht Felicitas Woll das cooler: Ihre große Liebe ist der Job. Auch der, im neuen Pixar-Animations-Abenteuer“DieUnglaublichen – The Incredibles“ eine Superheldin zu sprechen. Und wehe, man nennt Felicitas Lolle – dann gibt’s ganz schnell Superärger!

_ulysses: Felicitas, welche Superkräfte hättest du gerne?

Felicitas Woll: Keine. Aber was ich spannend fände, wäre das Unsichtbarmachen. Das wäre eine Eigenschaft, die ich nicht immer, aber immer öfter mal haben möchte.

_ulysses: Warum?

Woll: Du bist halt unsichtbar, nicht sichtbar für die Menge, für irgendwas. Du bist für dich, du kannst ungesehen durch die Welt gehen. Das fände ich mal ganz spannend.

_ulysses: „Berlin Berlin“ ist für den Emmy nominiert, das Team hat den Deutschen Fernsehpreis gewonnen, du modelst für s.oliver – ist das ein Traumleben?

Woll: Das ist ein wunderbares Leben, ich möchte nichts anderes machen. Ich bin so glücklich damit, ich sehe so viele Plätze, so viele Menschen, ich hab’ jeden Tag was anderes. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich würde im Krankenhaus arbeiten oder irgendwo im Büro … Ich hätte jetzt kein Problem damit, was anderes zu machen. Aber ich bin glücklich, dass ich da so wandelbar sein darf, dass ich wirklich jeden Tag eine neue Herausforderung hab’. Von daher möchte ich auf gar keinen Fall tauschen. Ich lieb’ das alle sehr. Das mit dem unsichtbar, das wär’ schön, wenn das mit einfließen könnte. Aber ansonsten möchte ich da gar nichts missen, und finde es einfach Wahnsinn, dass es überhaupt so gekommen ist, wie es ist. Also, dass mein Leben jetzt so ist … hätte mir das einer vor zehn Jahren gesagt, hätte ich gesagt: Du hast ja nen Knall!

_ulysses: Was sind die Wermutstropfen?

Woll: Du bist viel alleine unterwegs, du hast oft Sehnsucht nach zu Hause, du fühlst dich alleine. Das sind schon Sachen, mit denen du lernen musst, umzugehen. Aber ich bin Gott sei Dank ein Mensch, der auch gut alleine sein kann und das auch gerne ist. Tagsüber, wenn ich arbeite, bin ich von 40 Menschen umgeben, abends gehe ich dann alleine nach Hause, was jetzt auch nicht so schlimm ist. Aber dass man nicht zu Hause ist, von zu Hause wenig mitbekommt, seine Freunde nicht sieht, das normale Umfeld, was ein Mensch eigentlich braucht, um glücklich zu sein – das fehlt halt und du musst lernen, mit dir selbst glücklich zu sein.

ulysses: Das heißt, du hast Einsamkeit und Vielsamkeit. Fehlt aber die Zweisamkeit. Das klassische „Ich bin mit meinem Job verheiratet“ ist doch unglaubwürdig …

Woll: Bei mir ist es nicht so, dass ich irgendwie karrieregeil bin. Ich bin nicht darauf aus, ständig überall gesehen zu werden und ständig irgendwie was Wunderbares zu machen. Mich erfüllt mein Beruf. Das (die Liebe, Anm. d. Red.) hat im Moment keinen Platz in meinem Leben, und ich gucke einfach auf andere Dinge. Ich muss niemanden haben, um glücklich zu sein. Sei mir dir selbst glücklich, dann bist du auch glücklich. Das funktioniert sehr gut.

_ulysses: Kein Neid auf knutschende Pärchen?

Woll: Nein, überhaupt nicht. Ich hab’ ja genug Kollegen, mit denen ich vor der Kamera knutschen darf (lacht). Da fehlt mir nichts.

_ulysses: Das klingt sehr souverän …

Woll: Das macht der Beruf. Da lebst du rein, da wächst du auch rein. Ich mache mir da auch gar nichts vor. Das ist einfach so.

_ulysses: Schon mal einen Moment gezweifelt, gesagt: Ich will das so nicht mehr?

Woll: Klar. Wenn es dir mal nicht gut geht, und du fühlst dich irgendwie mies, dann gibt’s das auch. Aber ich bin eigentlich von Grund auf ein sehr glücklicher, ausgeglichener, fröhlicher Mensch. Von daher habe ich das ganz selten.

_ulysses: Reizt dich an einem Projekt eher das Umfeld oder die Rolle?

Woll: Ich bin schon sehr harmoniebedürftig. Für mich muss alles stimmen. Die Rolle muss so sein, dass ich mich wahnsinnig wohl darin fühle. Dann muss das Umfeld stimmen, das Team so sein, dass da eine Atmosphäre ist, wo ich sage: Das ist schön, da kann man sich fallen lassen, da kann man arbeiten, kreativ sein.

_ulysses: Die nächste Staffel „Berlin Berlin“ läuft im Frühjahr an. Hast du noch nicht genug von Lolle?

Woll: Ich bin mit Lolle einfach sehr verwachsen. Das wäre auch ein ganz schwieriger Punkt, zu sagen: Jetzt ist Schluss. Wenn das irgendwann so ist, wird das auch nicht einfach für mich, weil das schon eine große Verbundenheit ist, zu der Rolle, zu den Kollegen, zu dem Ganzen. Aber ich denke, dass schon irgendwann der Punkt kommen wird, an dem man sagt: Jetzt gehe ich weiter. Das wird man sehen.

_ulysses: Wird das Team die Familie, die du wegen des Jobs oft nicht hast?

Woll: Auf jeden Fall. Mit meinen Kollegen ist da so eine Verbundenheit, dass wir wirklich glücklich sind, wenn wir uns wiedersehen. Und das wird auch so schnell nicht wieder passieren. Das hat auch was damit zu tun, dass wir jetzt schon sehr lange miteinander arbeiten, uns wahnsinnig gut kennen, wirklich befreundet sind. Keine Schauspielerfreundschaft ist, sondern eine tiefe Verbundenheit. Das ist schon so wie nach Hause kommen.

_ulysses: Wo siehst du denn die Gefahr, Lolle nicht mehr loszuwerden?

Woll: Wenn auf der Straße Menschen auf mich zukommen und ständig ,Lolle’ zu mir sagen … manchmal machen das gerne Frauen, die so sechs-sieben Jahre älter sind als ich, um mich zu ärgern. Die sagen dann: Mensch Lolle, hallo! Wo ich dann sage: Nee, Entschuldigung, Felicitas ist mein Name! Da erwarte ich wirklich ganz stark, das jemand das auseinanderhält. Lolle ist halt so das liebe, nette, junge Mädchen. Und das müssen die einfach wissen; Das bin ich nicht. Also, ich kann auch lieb und nett sein, bin ich auch. Aber ich bin auch nicht Lollchen. Da reagier’ ich dann schon manchmal kratzig

_ulysses: Was machen die Fans dann?

Woll: Och, die sagen dann: Jetzt hab’ dich doch nicht so. Aber da muss man drüberstehen. Dann habe ich halt nen arroganten Touch. Aber wenn das gesunde Arroganz ist, dann ist das wichtig. Und dann ist das auch in Ordnung.

Interview: Volker Sievert

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