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FFT Düsseldorf: Trinken Sie gerne Kaffee zu Bach?

FFT Düsseldorf
Santiago Blaum: „Schweigt Stille/Sober up!“ (Foto: Rolf Arnold)

Das Musiktheater „Schweigt Stille/Sober up“ greift die Kaffeekantate des Komponisten auf, um das moderne Kaffeebusiness zu kritisieren.

Am FFT Düsseldorf trifft am 1. und 2. März im Musiktheater Schweigt Stille/Sober up! die Musik von Johann Sebastian Bach auf Kritik am gegenwärtigen Geschäft mit Kaffee: Als Europa im 18. Jahrhundert ‚nüchternʻ wurde, indem es seine Trinkgewohnheiten von Alkohol auf Kaffee umstellte, begann damit auch das Zeitalter der Aufklärung. Bachs sogenannte „Kaffeekantate“ von 1734, uraufgeführt in einem Leipziger Kaffeehaus, erzählt auf amüsante Weise die Geschichte der Kaffeesucht des jungen Mädchens Liesgen als Ausdruck einer beginnenden bürgerlichen Kultur.

Die „Kaffeekantate“, ein vertontes Gedicht, erzählt die Geschichte von Liesgen, einer jungen Frau im 18. Jahrhundert, die sich für das neue Trendgetränk Kaffee begeistert. Schwungvoll und ironisch bringt diese Komposition auf die Bühne, was die damalige Gesellschaft bewegte: Der Prestigeverlust des Alkohols, die damit einhergehende neue Nüchternheit und das beginnende Zeitalter der Aufklärung.

Im Musiktheater Schweigt Stille/Sober up! konfrontiert der argentinische Komponist und Theatermacher Santiago Blaum a FFT Düsseldorf dieses kanonische Werk der europäischen „hohen“ Kunst mit den konkreten politischen und ökonomischen Bedingungen der Kaffee-Produktion. Die Harmonien der europäischen Klassik durchbricht er mit lateinamerikanischen Rhythmen und lenkt so den Fokus von einer „Musik für den Geist“ auf deren Körperlichkeit, auf die Materialität des Kaffees und die in ihn investierte menschliche Energie.

Weil das Thema so aktuell ist, hat sich das FFT Düsseldorf für die beiden Vorstellungstage eine besondere Aktion überlegt: An den beiden Abenden wird der „Düsseldorf Kaffee“ ausgeschenkt, der aus einer Kooperation mit dem Eine Welt Forum Düsseldorf und der RVTC Rösterei VIER entstanden ist. Der fair gehandelte Kaffee stammt aus der Nähe der Stadt Moshi in Tansania. Wie er seinen Weg nach Düsseldorf findet, machen Rösterei und Forum transparent. FFT-Besucher:innen erhalten an den beiden Vorstellungstagen kostenfrei je eine Tasse des „Düsseldorf Kaffee“.

Und: Ab März wird der „Düsseldorf Kaffee“ im FFT sowohl hinter den Kulissen getrunken als auch an der Bar für das Publikum ausgeschenkt.

Inszenierung, Musik und Konzept: Santiago Blaum, Fernanda Farah, Zaki Hagins, Eva Löbau

Produktion: Jill Emerson, Till Rothmund

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