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Fischmob

An Bord von Flug Fischmob FM 98 herrscht gute Laune. Cosmic DJ, Der Schreckliche Sven, Koze und Stachy machen fröhlichen norddeutschen Crossover von flach bis hintersinnig. „Power“ (Alternation/Intercord), das zweite Album der holsteinischen HipHopper, erweitert die Genregrenze nicht, es sprengt sie. Gitarrenrock – von Dinosaur Jr. höchstpersönlich abgemischt –, Orgelpop und Kurzhörspiele mit Magnums Synchronstimme reichern Fischmobs ohnehin fette Mischung bis zur Sättigungsgrenze an. Kein Zweifel: in der Regionalliga spielen die vier nicht länger.

Kultur!News: Koze, Cosmic, Sven, macht ihr tatsächlich noch HipHop?

Koze: Eigentlich ist uns das egal. An unseren Plattenspielern zuhause ist kein Schild angebracht: Hier dürfen nur HipHop-Sachen aufgelegt werden. Wir haben unsere Vorlieben ausgelebt.

Sven: Und zwar ohne Rücksicht auf ein bestimmtes Image. Wir wollten uns nicht darauf beschränken, eine straighte HipHop-Band zu sein.

K!N: Im Gegensatz zu amerikanischen Rappern, die immer ernst und wütend sind, scheint Ihr die Sache lockerer anzugehen…

Koze: Natürlich gibt‘s beim HipHop die Grundsportart, daß man sich „represented“, sich mit intelligenten und vertrackten Reimspielen als die besten herausstellt. Aber wir sind von Anfang an mit einer gewissen Selbstironie da rangegangen. Viel Alkohol ist schließlich auch immer im Spiel, viel Nikotin, O-Saft, und Aspirin.

K!N: Mal ernsthaft: gibt es eine Fischmob-Botschaft?

Koze: (improvisiert) Ja, und zwar: es gibt kein Leben äh in einer Welt von äh individuellen äh Reklamationen.

Cosmic: „Fiskus fuck off“ kommt eigentlich eher hin.

Koze: Wir haben auf jeden Fall keine Lust gehabt, das Image zu bedienen, was Leute nach der ersten Platte vielleicht von uns hatten. Wir müssen nicht nochmal Rassismus und Ausländerfeindlichkeit anprangern. Das Lebensgefühl ist anders, und erst recht das musikalische Umfeld. Damals waren viele extrem verkrampfte Polit-HipHopper am Start, aber wir versuchen das differenzierter zu machen, mit einer eigenen Sichtweise Standpunkte zu vertreten.

K!N: Wer sind eure Lieblings-Verarschungsopfer?

Koze: Wir selber. Wir stürzen uns nonstop mit Ironie, Wortspielen und Attacken derbe in psychische Abgründe, und das kompensieren wir dann, indem wir Musik machen.

K!N: Wie weit südlich reicht euer Ruhm?

Koze: Bali! Na okay: Hamburg.

Cosmic: Das sickert so durch. Aber wo die Angst ist, da ist der Weg. das ist unser Lebensprinzip. Wir fangen immer dort an zu spielen, wo es am schwersten ist. In Wien zum Beispiel herrschte Ausnahmezustand, auch lange nachdem wir schon wieder weg waren.

K!N: Und außerhalb des deutschprachigen Raumes?

Sven: In Japan haben wir 50 Platten verkauft. Wenn die Leute alle ihre Freunde mitbringen, könnte man schon ein Konzert geben.

Interview: Rolf von der Reith

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