Florian David Fitz: „Mich langweilen Komödien ohne Inhalt“
Florian David Fitz ist mit einer neuen Komödie im Kino, für die er auch das Drehbuch schrieb: kulturnews sprach mit ihm über den ernsten Hintergrund von „No Hit Wonder“.
Herr Fitz, der „One Hit“ im Film ist gar nicht mal schlecht. Wie ist der Song entstanden?
Florian David Fitz: Der Song musste gut genug sein, um im Film zu funktionieren, und man musste immer irgendwie denken, man kennt das Lied schon von irgendwoher. Das ist ja das Wesen eines Ohrwurms. Aber trotzdem ist der Song so simpel, dass man verstehen kann, dass man sich umbringen möchte, wenn man ihn sein Leben lang singen muss. (lacht)
Die Gruppe, in die Daniel gerät, besteht aus Menschen, die dort wegen der unterschiedlichsten Probleme sind: Mobbing, Flucht, Wut. Welches dieser Themen war für Sie das Vorherrschende?
Fitz: Eigentlich keines davon, denn alle diese Menschen eint ein Thema, und das ist die Einsamkeit. Der Film dreht sich ja ein bisschen darum, ob Singen glücklich macht. Und dass es das tut, ist wissenschaftlich belegt. Die Frage ist: warum? Ich glaube, es hat damit zu tun, sich in etwas Größerem zu verlieren. Aber wir Deutschen haben aus historischem Grund Berührungsängste mit größeren Gruppendynamiken. Trotzdem hat das ja manchmal auch eine sehr heilsame Wirkung. Der Mensch ist nun mal einfach kein Einzelwesen.
Zu Beginn des Films fällt der Satz: „Glück ist keine Kassenleistung“. Was könnte denn passieren, damit uns das Glücklichsein besser gelingen kann – vielleicht auch mit Hilfe von öffentlichen Einrichtungen?
Fitz: Es gibt Länder, in denen so etwas ausprobiert wird. Wir hier haben unser Wohlbefinden ja immer an die Ökonomie geknüpft. Der Kapitalismus befördert eine Form von Glück und eine andere Art von Glück halt überhaupt nicht. Denn der Kapitalismus lebt davon, dass wir immer etwas wollen, was Zufriedenheit logischerweise ausschließt. Die andere Säule unserer Glücksvorstellungen neben der ökonomischen ist der Individualismus. Da kommen wir einfach aus vielen Jahrhunderten, wo niemand überhaupt entscheiden durfte, was er mit seinem Leben macht. Diese hart erkämpften individuellen Freiheiten will natürlich keiner gerne aufgeben, aber sie haben ihren Preis. Es kann kein Zufall sein, dass in unser Gesellschaft Depressionen verbreiteter sind als in Gesellschaften, in denen der Einzelne nicht so wichtig ist. Wie bekommt man Freiheit und Gemeinschaft besser verbunden? Aber letztlich ist der Mensch wohl für dauerhaftes Glück gar nicht programmiert. Da darf man sich auch nicht verrückt machen.

Das Singen spielt fast die Hauptrolle in dem Film, und das sind fast die schönsten Szenen. Wie bekommt man diese intensiven Momente eingefangen?
Fitz: Wir Schauspieler haben uns im letzten Sommer für ein wunderschönes Wochenende am Starnberger See getroffen und gesungen. Und am Ende ist es uns wirklich so ergangen wie der Gruppe im Film, ohne dass wir das eigentlich wollten. Wir haben am eigenen Leib erlebt, was das wirklich mit einem macht. Und ich fand richtig toll zu merken, dass man einen Film machen kann, wo man weiß, dass das auch wirklich funktioniert. (lacht)
Der Film verhandelt ernste Themen wie Depression und Hass, aber halt auch Liebe und Glück. Sie scheinen sich von der positiven Seite den Themen nähern zu wollen. Entspricht das auch ihrem eigenen Naturell?
Fitz: Ich hab ja immer zwei Aufgaben. Ich möchte, dass die Leute gern ins Kino gehen. Und das gelingt oft mit Humor. Und von dort aus sind die Menschen dann auch offen. Mich langweilen Komödien ohne Inhalt, und so lande ich dann immer wieder beim selben Prinzip, etwas Tragisches zu nehmen und dem eine Leichtigkeit zu geben. Humor setzt sich ja auch immer mit dem Leid des Menschen auseinander. Das macht dann Spaß und erzeugt eine Spannung. Man kann etwas Wahres sagen, was dann auch wehtut.
Gab es Vorbilder für ihre Figur des abgestürzten Popstars?
Fitz: Ich habe mir, ohne Namen nennen zu wollen, von einigen bekannten und auch unbekannten Leuten etwas für die Rolle geklaut. Aber man muss sich ja nur einmal Robbie Williams anschauen. Momentan will ja gerade jeder berühmt sein. Anscheinend ist irgendetwas in uns allen drin, dass wir gerne die Anerkennung von anderen haben möchten. Das ist ja eine Form von Zucker, aber auf die Dauer nicht gesund. Berühmte Menschen zu finden, die glücklich sind, ist ziemlich schwer. Denn was passiert mit den Menschen, die einmal gesehen worden sind? Was kommt danach? Mich hat immer diese Rubrik „Was wurde eigentlich aus…?“ im Stern gestört. Als wäre das Leben außerhalb der Berühmtheit nichts wert.
Sie haben die Rolle der Ärztin für Nora Tschirner geschrieben und danken ihr auch speziell im Abspann. Was macht sie als Schauspielerin so besonders?
Fitz: Alles, was in der Figur enthalten ist, bringt Nora per se mit. Die Intellektualität, die Verzweiflung, den Humor, die Härte und den Wunsch, die Welt zu verbessern. Und sie bringt auch eine Nähe zu den Themen mit, weil sie sich damit sehr auseinandersetzt. Und ausgerechnet ihre Figur, die versucht, so unfassbar rational zu sein, gehört natürlich auch mit auf die Couch (lacht).
Interview: Joern Christiansen
Das Musikvideo zum Film