Wenn Männer reifen: Frank Goosens neuer Roman „Förster, mein Förster“
Sein neuer Roman „Förster, mein Förster“ ist nicht nur lustig, sondern auch melancholisch. Frank Goosen hat auch an den eigenen Tod gedacht.
Herr Goosen, wir waren in einem früheren Interview mal uneins, welches Ihr bisher ernstestes Buch gewesen sei. Jetzt frage ich nur: Wie ernst ist „Förster, mein Förster“ geraten, Ihr neuer Roman über Alter und Vergänglichkeit?
Frank Goosen: Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Das Buch ist mir ernst. Sehr ernst. Es ist für mich nicht einfach nur das nächste Buch, sondern ein Wendepunkt. Ich habe sprachlich an einigen Stellen Dinge anders gemacht als sonst. Ich verzichte auf einen stringenten Plot, wo eins zum andern führt, und der Held am Ende verändert ist. Das ist ein bisschen auch ein Wagnis, das ich aber sehenden Auges eingehe. Gleichzeitig hat das Buch auch extrem witzige Passagen, die ich auf den ersten Lesungen testen konnte. Und es gibt ganz düstere Gedanken von Förster übers Sterben, über den Tod, übers Älterwerden.
Das Buch liest sich, als ob man einen Hochdrucksommertag durchlebt, an dem die Luft regelrecht flirrt. Es ist die Stimmung Försters, die Sie da transportieren und die sich auf den Leser überträgt.
Goosen: Es war genau meine Absicht, diese Dichte hervorzurufen, die Sie beschrieben haben. Ich hab an vielen Stellen versucht, eine leicht träge Melancholie hinzubekommen. Wenn Sie sagen, dass es mir gelungen ist, diese leicht somnambule Stimmung einzufangen und den Leser dazu zu bewegen, den Gedanken Försters zu folgen und sich dabei eigene Gedanken zu machen: Dann ist es genau das, was mir beim Schreiben vorschwebte.
Warum bauen Männer um die 50 so viel Scheiße wie in Ihrem Roman?
Goosen: Es ist die Phase, wo dir klar wird, es liegt jetzt bei günstigster Betrachtung mehr hinter dir als vor dir.
Das klingt leicht autobiografisch.
Goosen: Ich sag immer, leicht kabarettistisch: Woran merkt man, dass Männer alt werden? Sie kriegen ne Glatze und nen Bauch. Ich hatte das schon mit zwölf. Aber bei mir spielt eine Rolle, dass meine Eltern sehr früh gestorben sind, meine Mutter mit 52, mein Vater mit 54. Wenn ich nach meinem Vater komme, habe ich noch vier Jahre. Da macht man sich schon mal seine Gedanken.
Die Frauen in „Förster“ handeln – egal in welchem Alter – viel klüger, sie denken und handeln rationaler als die Männer.
Goosen: Das ist doch schon mal was anderes, als Frauen immer eine zu große Emotionalität zu attestieren! Die Schauspielerin Martina versinkt ja um ihren 50. Geburtstag herum auch in Selbstmitleid, sie befreit sich aber auch wieder daraus. Die Beziehung, die Förster zu Martina hat, ist eine Liebe, die früher sehr stark war und bis heute nachwirkt. Seine Partnerin Monika hält diese Beziehung wiederum nur aus, weil sie selbst sehr reif ist. Frauen mit weniger Selbstbewusstsein könnten mit einer solchen special relationship nicht klarkommen.
Frank Goosen Förster, mein Förster
Kiepenheuer & Witsch, 2016
336 S.; 19,99 Euro