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Frankie Lee: Stillwater

Frankie Lee - Stillwater
Frankie Lee - Stillwater

Der amerikanische Singer/Songwriter gibt sich auf seinem zweiten Album detailverliebter - doch seinem Hang zum Pathos entkommt er nicht ganz.

Für die Aufnahme seines zweiten Albums kehrt Singer/Songwriter Frankie Lee nach der panamerikanischen Bestandsaufnahme „American Dreamer“ in seine Heimatstadt „Stillwater“ zurück – und verlegt seine Gesellschaftskritik vom Großen ins Kleine. Daher gibt sich sein neues Album zarter, intimer und detailverliebter als sein Vorgänger: Das Gros des Zweitwerks bilden Stücke wie „Speakeasy“, „One wild Bird“ oder „Broken Arrow“, in denen Frankie Lee einfühlsam einzelne Schicksale betrachtet und dabei nahtlos an Springsteens „Nebraska“-Periode anknüpft.

Musikalisch verbindet Lee die hier versammelten Vignetten durch einen unaufgeregten, verträumten Folkrocksound, der den Gesang und das Gesungene in den Vordergrund hebt. Davon profitiert das neue Material, denn in seinen besten Momenten – etwa in der Ballade „(I don’t wanna know) John“ oder „Speakeasy“ – versteht sich Frankie Lee darauf, das Leben seiner Figuren ergreifend unmittelbar zu inszenieren, wie in der Begegnung mit einem alten Freund in „John“: „I ran into an old friend on Highway 95 / He was looking broken and asked me for a ride / He told me about his brother, the one who went to war / Said he lost his mind there, now he don’t work no more“.

Die wenigen musikalischen Überraschungen, wie die Streicher und das herrlich versponnene Gitarrensolo auf „In the Blue“, helfen dabei, einige der eher behäbigen Texte aufzufangen („There’s only darkness in the light / What is today without tonight / I’m going straight out of my mind“). An anderer Stelle erweist sich der reduzierte Sound jedoch als Bärendienst, denn Stücke wie „Downtown Lights“ oder „Blinds“ verlieren sich in Beliebigkeit, ohne dass die Musik sie trägt. So singt Lee in „Lights“ allen Ernstes „I can feel your heart, Baby, breaking in my arms tonight“, und kürzt seine Lebensphilosophie in „Blinds“ auf „Life gets real sometimes / You can be the window or the blinds“ ab.

„Stillwater“ wird zwar niemanden zur besinnlichen Americana bekehren, doch wer über die wenigen Ausrutscher dieses Albums hinwegsehen kann, wird Lees Geschichten wieder und wieder besuchen wollen. jl

„Stillwater“ erscheint am Freitag. Das Album könnt ihr bei Amazon vorbestellen.

 

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