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„Franz K.“ im Kino: Käfig, Strand und Durchgangszimmer

Agnieszka Hollands Film „Franz K.“ läuft in den Kinos.
Agnieszka Hollands Film „Franz K.“ läuft in den Kinos. (Foto: Marlene Film Production / X-Verleih AG)

Es dürfte der Abschluss des Kafka-Jahres sein: Agnieszka Hollands Biopic „Franz K.“ über Franz Kafka läuft jetzt bei uns in den Kinos. Das Biopic wurde ein ganz persönlicher Blick der Regisseurin auf den früh verstorbenen Schriftsteller.

„Damals war ich arrogant genug zu glauben, Kafka gut zu verstehen. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Was ich jedoch weiß, ist, dass ich ihn unbedingt suchen und seinen Spuren folgen möchte.“ So sprach Agnieszka Holland („Hitlerjunge Salomon“, „Green Border“) über ihren Film, und genau das tut die polnische Regisseurin auch. Ihr neuer Film „Franz K.“ läuft jetzt in den Kinos.

„Franz K.“ ist weniger ein stringentes, konventionelles Biopic als ein filmische Mosaik, das auf vielen erzählerischen Wegen und mit verschiedenen visuellen Mitteln versucht, dem Prager Jahrhundert-Schriftsteller auf die Schliche zu kommen. Debütant Idan Weiss gibt den jungen Kafka als Getriebenen seines vom Vater (Peter Kurth, „Totenfrau“, Micha denkt groß“) mit Brüllen und Grausamkeiten eingehegten, von der Sehnsucht nach künstlicher Selbstverwirklichung und menschlicher Nähe dominierten Lebens. Holland platziert Kafka mal im Graffiti-übersäten Gegenwarts-Berlin, mal tanzend vor einem blinden Kirchenorganisten. Lustig ist die Idee, dass sich heutige Touris in Kafkas abgesperrten Ruheplatz von damals am Badesee legen und wohlig seufzen.

Szenen einer modernen Führung durchs Prager-Kafka-Museum inklusive Abzocke der Touristen in einem Burgerladen, der irgendwie mit Kafka zu tun haben soll, zeigen die monströse Maschine, die das Vermächtnis Kafkas ausbeutet, der doch in seinen Texten solch monströse Maschinen in all ihrer Grauenhaftigkeit beschrieb. Dann wieder sprechen seine Familienmitglieder oder auch sein Freund Max Brod direkt in die Kamera und erklären Hintergründe zu Franz’ Handeln, ganz wie in einer Dokumentation. Kafkas Qual zwischen dem käfigartigen Arbeitsleben in der Unfallversicherung verdeutlicht Holland mit der Lage des Zimmers, in dem Kafka seine Geschichten schreibt: ein Durchgangsraum zwischen allen Räumen der elterlichen Wohnung, an jeder Seite eine Tür, die Schwestern zockeln zeternd durch, der Vater brüllt nebenan rum, plärrende Musik dringt von woanders in den Raum. „Franz K.“ ist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem meistanalysierten Autor des 20. Jahrhunderts, die mutig, wenn auch ich immer trittsicher, ihre Wege geht.

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