„Freies Spiel“: Vom existenziellen Schrei zum echten Schauspiel
In der Arte-Mediathek kann die französische Miniserie „Freies Spiel“ gestreamt werden, die als beste Serie im Miniformat beim Festival Séries Mania 2024 ausgezeichnet wrude.
Im Wahlfach Theater eines Gymnasiums kommen ja immer völlig unterschiedliche junge Menschen zusammen, die garantiert auch völlig unterschiedliche Interessen mit dem Theaterspielen verbinden. In der Miniseire „Freies Spiel“, die in der Arte-Mediathek läuft, ist das nicht anders.
Sie proben gerade in der Turnhalle den „Sommernachtstraum“ von Shakespeare, da fällt die Lehrerin, Frau Quenard, aus und wird von einem Vertretungslehrer ersetzt. Der aber ist mit den ersten Proben unter seiner Regie überhaupt nicht zufrieden. Zuerst wirft er die Besetzung der Rollen gegen das Bessitzstandsdenken der Schülerinnen und Schüler komplett über den Haufen, dann macht er sich siese schlagartig zu Feinden. Denkt man. Doch er hat einen – wenn auch intuitiv durchgeführten – Plan der Eskalation, der, sofern nötig, auch bis zur absoluten Erschöpfung führt. Hauptsache, seine Truppe verlässt endlich die Komfortzone. Er lässt Liebesbezeugung auf Zurückweiung prallen, übt intime Geständnisse aus dem echten Leben, wird in den Proben körperlich bis zum Zusammenbruch und geht an die psychischen Grenzen seiner Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bis er selbst in Tränen ausbricht. So macht er alle Heranwachsenden aus seiner Truppe sukzessive überhaupt erst zu Schauspielern, die ihre Qualitäten nicht unbedingt bewusst entecken, wohl aber im Rahmen ihrer Proben freilegen können. Die Serie „Freies Spiel“ gewann beim Festival Séries Mania 2024 den Preis für die beste Serie im Kurzformat. Der Theaterschauspieler Julien Gaspar-Oliveri („Die Welt existiert nicht“) ist der Regisseur der Serie und spielt auch die Rolle des Aushilfslehrers. Bekannt wurde er in Frankreich durch diverse Seifenopern, in denen er mitspielte.