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„Frisia“ von Quicche: Zwischen Mensch und Maschine

In einmonatiger Einsamkeit hat der Musiker sein Debütalbum aufgenommen – und schon jetzt einen Vertrag bei einem Prestige-Label.
Ostfriesland ist immer noch eine stark unterschätzte Gegend. Wenn es nicht als Ziel für zahllose Witze herhalten muss, wird es wohl noch am ehesten mit Otto Waalkes, Deichen und Tee mit Kluntjes assoziiert. Nichts gegen Kandiszucker, aber damit tut man Ostfriesland unrecht, denn es kommen noch ganz andere spannende Dinge von dort. So wie „Frisia“, das Debütalbum von Marc Grünhäuser alias Quicche. Einen Monat lang hat sich der Musiker dort in ein abgelegenes Haus zurückgezogen und an der Platte getüftelt, mit wenigen Sozialkontakten und rudimentärem Equipment.
Wen das alles an die bekannte Geschichte hinter Bon Ivers erstem Album erinnert, wird nicht überrascht sein, wenn es auch gewisse klangliche Ähnlichkeiten gibt. Da ist etwa Quicches Gesang, der immer mal wieder ins Falsett rutscht, oft aber elektronisch zerstückelt wird. Auch die Instrumente und Rhythmen verfremdet er immer wieder auf unerwartete Art und Weise, sodass die Identität der Songs zunächst ungreifbar scheint. Doch das gilt nicht für die Emotionen, die von Anfang an klar zutage liegen und direkt ins Ohr gehen. Dabei spielt Quicche mit Gefühlen wie Isolation und Nostalgie, aber auch mit der Diskrepanz zwischen Mensch und Maschine – der Mensch klingt plötzlich mechanischer, die Maschine lebendiger als gewohnt. Ist es bei diesem innovativen Sound eine Überraschung, dass er bei dem Londoner Label R&S Records unter Vertrag steht, das für Künstler wie Aphex Twin oder James Blake bekannt ist?