Früchte des Zorns: Thalia Theater, Hamburg
Migrationstheater? Luk Perceval inszeniert John Steinbecks "Früchte des Zorns" in Hamburg.
Das Refugee-Thema zieht sich mehr oder weniger deutlich durch den Thalia-Spielplan. Insbesondere die Gaußstraße wirkt mit Stücken wie „’an,komen“, „Späte Nachbarn“ und „Srebrenica – I counted my remaining life in seconds“ wie die Theaterzentrale der Refugee-Welcome-Bewegung, und auch das Stammhaus hat mit „Die Schutzbefohlenen“ ein zentrales Stück zum Themenfeld im Programm.
Zur Eröffnung der Lessingtage geht Luk Perceval die Sache weniger konkret aber doch mit inhaltlicher Klarheit an: John Steinbecks 1939 erschienener Roman „Früchte des Zorns“ handelt von Flucht, von (Wirtschafts-)Migration und der Ankunft in einer Welt aus Missgunst und Fremdenhass. Allerdings aus historischer Perspektive: Steinbeck beschreibt den Auszug von Farmern im Mittleren Westen der USA, die in den 1930ern reihenweise erwerbslos wurden, und die im gelobten Land Kalifornien angefeindet und von neuem ausgebeutet werden. Diese „Urgeschichte der Migration“ ist (wie auch schon Percevals Erster-Weltkrieg-Inszenierung „Front – Im Westen nichts neues“) eine Koproduktion mit dem NT Gent und wird von einem internationalen, mehrsprachlichen Ensemble gespielt.
Die Aufführung selbst überzeugt nicht an jeder Stelle – oft ist Percevals Regie mehr guter Wille als wirklich gutes Theater. Und dann gibt es doch immer wieder beeindruckende Bilder und große Schauspielmomente, so dass man versteht, weswegen dieser Abend das Stück der Stunde ist, trotz allem.