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Fun’Da’Mental

Wuchtige Industrial-Klänge hämmern dem irritierten Hörer die Botschaft ein: Fun´da´mental prangern auf „Erotic Terrorism“ (Beggars Banquet) mit ihrem zornigen Crossover die scheinbare Akzeptanz von Rassismus und Menschenrechtsverletzungen an. Wir sprachen mit Aki Nawaz alias Propa-Gandhi. Der Brite pakistanischer Herkunf ruft als Kopf von Fun´Da´Mental und zum Kampf gegen Ignoranz und Apathie.

K!N: Aki, siehst du dich als Musiker oder eher als politischer Agitator?

Aki Nawaz: Definitiv letzteres. In musikalischer Hinsicht bin ich immer noch sehr naiv und unschuldig. Ich werde auch nie große musikalische Werke hervorbringen. Dazu bin ich nicht talentiert genug, ich handele eher instinktiv.

K!N: Warum hast du Musik als Medium für deine politische Aussagen gewählt?

Nawaz: Weil es das ist, was mich schon immer stark geprägt hat. Ich wuchs in London als Disco-Kid auf und wurde wenig später zum Punk. Nicht der Mode wegen, sondern weil mir die Punk-Philosophie gefiel. Als Punk war ich auf mich selbst gestellt und auch meine ausländische Herkunft war egal, da einen als Punk sowieso niemand leiden konnte.

K!N: Wann ist dir erstmals bewußt geworden, daß man dich aufgrund deiner Herkunft anders behandelt?

Nawaz: Das war wohl in der Schule. Da konnte niemand meinen richtigen Namen aussprechen, so daß ich mich Peter nennen mußte. Aber körperlich angegriffen für das, was ich bin, hat man mich zum ersten Mal als ich zwölf war. Damals waren es um die dreißig Arbeiterkinder, aber Rassismus ist verdammt nochmal überall, egal in welcher sozialen Schicht. Es scheint einfach kein politischer Wille da zu sein, Rassismus zu einem öffentlichen Thema zu machen.

K!N: Glaubst du, Musik kann die Einstellung von Menschen verändern?

Nawaz: Nein, ich glaube eher an eine katalytische Wirkung. Musik kann vielleicht dazu führen, daß Menschen die Dinge besser verstehen. Was und wieviel Musik bewirkt ist allerdings schwer meßbar. Ich glaube, wir haben niemanden verändert mit Ausnahme von uns selbst. Mir persönlich hat die Musik jedenfalls geholfen.

K!N: Wie hat sich deine eigene Einstellung über die Jahre verändert?

Nawaz: Ich bin zorniger als früher, und es frustriert mich, daß sich so wenig ändert. Ich fürchte, meine beiden kleinen Söhne werden einmal in gleichem Maße wie ich mit Rassismus und Ignoranz konfrontiert werden. Andererseits habe ich aber auch lernen müssen, daß Menschen mit Familie oft einfach nicht die Zeit haben, rauszugehen und für Dinge zu kämpfen und man es auch nicht von ihnen verlangen sollte. Aber man braucht keine Mehrheit, um Dinge zu verändern …

Interview: Wolfgang Drewes

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