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Garry Disher: Bitter Wash Road

Wenn die Arbeitskollegen vierzig Kilometer entfernt sind, hat man wenigstens seine Ruhe. Constable Paul Hirschhausen – unfreiwillig versetzt auf einen Ein-Mann-Dienstposten im australischen Niemandsland – ist sowieso nicht so scharf auf diese miesen Typen: Der korrupte Sergeant Kropp und sein Team haben anscheinend Spaß daran, ihre Macht auszunutzen und ihn und die wenigen Einwohner zu schikanieren, wo immer es nur geht. Da hilft nur, möglichst unauffällig seinen Job zu machen und die Klappe zu halten. Schwierig für Hirschhausen, denn hier biegt sich jeder die Welt so hin, wie es einem passt – und da wird schnell mal aus einem Mord ein bedauerlich tragischer Unfall. Doch der stoische Hirschhausen lässt nicht locker und weiß, dass auch Wüstensand nicht alles verdecken kann. Garry Disher skizziert Charaktere, Orte und Geschehnisse nur. Er deutet die Gewalt lediglich an und missbraucht sie nicht als plakatives Handlungselement: So gelingt ihm die eindringliche Anklage einer egozentrisch geprägten Gesellschaft, die zunehmend bereit ist, soziale Werte wie Empathie und gegenseitigen Respekt aufzugeben. Der australische Outback steht dabei auch als Sinnbild für Perspektivlosigkeit und emotionale Vereinsamung. Was jedoch nicht heißen soll, dass Hilfeschreie nur dort ungehört verhallen, wo Schafe die einzigen Zeugen sind.

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