GARY BARLOW
GARY BARLOW
KULTUR!NEWS: Vor einem Jahr hat sich TAKE THAT aufgelöst. Wie siehst du das heute?
Gary Barlow: Es war eine gute Zeit für uns. Natürlich waren wir alle traurig, weil das eine kleine Ära war in unserem Leben. Aber mit dem Ende der Band sind wir alle eigenständige Künstler geworden. Es ist eine Chance für uns, erfolgreiche Solo-Künstler zu werden.
K!N: Ist es nicht einfacher, alleine zu arbeiten?
Barlow: Es ist einfacher. Wenn man mit anderen zusammenarbeitet, lernt man fürs Leben, weil man viele Kompromisse eingehen muß. Aber auch wenn ich jetzt alleine arbeite, habe ich ja immer noch ein großes Team um mich herum.
K!N: Fühlst du dich frei jetzt?
Barlow: Auf eine Art schon. Es war ein eingeschränktes Leben mit „Take That“ Jetzt brauche ich keine Leibwächter mehr.
K!N: Sind deine Fans mit dir älter geworden?
Barlow: So sollte es jedenfalls sein für mich. Man fragte mich, ob ich gedenke, ein neues Publikum anzusprechen mit meinem Solo-Album, und ich sagte: Nein, ich will die Fans behalten, die ich seit fünf Jahren habe. Schließlich sollte „Open Road“ ein Album sein, wie es „Take That“ als nächstes gemacht hätte.
K!N: Da warten ja jetzt viele junge weibliche Fans vor dem Hotel …
Barlow: Oh, das sind alles meine kleinen Schwestern. Das mag für dich so aussehen, daß das alles Fans wären – in Wirklichkeit habe ich einfach viel Familie… (lacht).
K!N: Hattest du keine Angst. Deine Fans könnten dich vergessen, in dem Jahr zwischen „Take That“ und Deinem ersten Solo-Album?
Barlow: Ja, ich hatte furchtbare Angst davor. In Großbritannien sind die Charts sehr schnell …
K!N: Du hast mit Madonna gearbeitet?!
Barlow: Sie hat den Song „Love won‘t wait“ geschrieben, aber ich habe sie nicht persönlich gesehen.
K!N: Hast du die neuen Songs alle nach dem Ende von „Take That“ geschrieben?
Barlow: Nein überhaupt nicht. Die Lieder auf dem Album stammen aus verschiedenen Lebensabschnitten. „Open Road“ habe ich geschrieben, als ich 16 war, andere Songs sind entstanden, als ich noch zu „Take That“ gehörte, die aber nie mit der Band aufgenommen wurden, weil sie dann einfach nicht paßten. Ich komponiere seit zehn Jahren. Ich habe inzwischen eine ganze Liedersammlung inzwischen.
Natürlich versuche ich immer, neue Songs zu finden. Ich meine, das ist die Zeit meines Lebens, wo ich mit jedem arbeiten sollte, mit dem das möglich ist. Ich habe jetzt die Chance mit Diane Warren oder Babyface zu arbeiten. Das ist meine Zeit.
K!N: Brauchst du es inzwischen, berühmt zu sein?
Barlow: Berühmt zu sein nicht. Ich liebe Musik, deswegen mache ich das alles. Das zweite ist das Publikum, das meine Musik mag und zu den Konzerten kommt. Ruhm ist nur ein Teil des ganzen. Ich genieße es nicht speziell, im Supermarkt erkannt zu werden, überall mein Gesicht zu sehen. Deswegen mache ich das nicht´.
K!N: Hast du schlechte Erfahrungen mit dem Star-Sein gemacht?
Barlow: Ich rede nicht gern über die negativen Erfahrungen. Ich versuche ja, positive zu machen. Ich könnte sagen, daß es schlecht ist, wenn Fans mein Haus belagern. Aber ich versuche es immer so zu betrachten, daß sie ja nur da sind, um mich zu sehen. Sie haben gar nicht vor, bei mir einzubrechen oder mein Auto mit rosa Farbe zu bemalen. Wenn sie nicht da wären, würde ich gleich überlegen, ob ich nicht mehr berühmt bin. Ich muß zufrieden und glücklich sein bei diesem Job – und das hat ein paar Jahre gedauert!
K!N: In den USA wurden die Songs zu „Open Road“ aufgenommen. Erwartest du dort ähnlichen Erfolg wie in Europa?
Barlow: Das ist sicherlich ein großes Ziel von mir, weil es viele Türen öffnet. Ich bin schließlich sehr ehrgeizig und möchte noch einiges erreichen. Filmmusik würde ich zum Beispiel gerne machen – und das wird kommen, wenn ich in Amerika Erfolg habe.
K!N: Könntest du auch Rockmusik machen?
Barlow: Das wichtigste für ein Künstler ist etwas zu tun, bei dem er sich wohl fühlt. Wenn man versucht in eine Richtung zu steuern, die einem selbst unnatürlich erscheint, macht man einen Narren aus sich. Ich bin ein Popsong-Komponist. In Europa schreiben wir die besten Popsongs der Welt. Jeder ist neidisch auf uns.
K!N: Gibt es eine Art Wettrennen zwischen dir und Robin und den anderen Take Thatlern?
Barlow: Ich hasse Wettkämpfe in der Musik. Musik heißt, übers Publikum belohnt zu werden. Das ist ja der Grund, warum ich Musik mache, daß es so viel Leute da draußen gibt, die sie hören. Wenn ich ihr Leben ein bißchen fröhlicher machen kann, bin ich glücklich.
K!N: Wie entspannt sich Gary Barlow?
Barlow: Ich habe viele Hobbies. Eins davon ist ins Kino gehen, obwohl es mir nicht nur um Filme geht, sondern auch um eine große Tüte Popcorn und Eis! Ich gehe auch gerne japanisch essen. Diese Küche hat ja so wenig Kalorien, daß man ewig viel davon essen kann.
Interview: Klaus Rathje