Geigenunterricht: Späterer Einstieg von Kindern empfehlenswert
Immer mehr Kinder lernen Geige. Durch unkonventionelle Methoden ist ein Einstieg häufig schon im Vorschulalter möglich. Ist das der richtige Weg?
David Garrett und Hilary Hahn haben die Geigenmusik in den letzten Jahren zum Trend gemacht und dazu beigetragen, dass das klassische Streichinstrument auch in vielen Familien neu entdeckt wurde. Viele Eltern können sich seit den großen Erfolgen der bekannten Violinisten vorstellen, dass auch der eigene Nachwuchs begeistert über die Violine streicht. Die Nachfrage nach dem Geigenunterricht ist in vielen Regionen groß. Häufig sind Eltern aber auch verunsichert und wissen nicht, wann das ideale Einstiegsalter ist.
Dabei setzen viele Familien auf einen frühen Einstieg in den Geigenunterricht. Teilweise wird schon ab dem Kindergartenalter über den regelmäßigen, disziplinierten Unterricht an einer Musikschule nachgedacht. Immerhin haben auch Hillary Hahn und David Garrett die erste Geige mit vier Jahren bekommen. Viele Eltern vergessen jedoch, dass das Erlernen eines Musikinstruments sehr viel Disziplin erfordert. Beim Spielen der Geige müssen gewisse motorische Voraussetzungen gegeben sein. Darüber hinaus ist das Lernpensum enorm, denn häufig muss auch außerhalb der Musikschule trainiert werden. Das schränkt die Freizeit im Kindergartenalter durchaus ein.
Weiterhin ist das Notensystem komplex. Es sind also durchaus gewisse geistige Voraussetzungen nötig, damit ein Kind überhaupt an dem klassischen Geigenunterricht teilnehmen kann. Wird nach herkömmlichen Methoden das Geigespielen vermittelt, darf der Einstieg in den Unterricht etwas später erfolgen. Eltern können also beruhigt aufatmen. Die meisten traditionellen Geigenlehrer sprechen sich für einen Einstieg ab 6 Jahren aus, aber nur wenn die Jungen und Mädchen motorisch dann schon so fit sind, dass sie zum einen die Geige spielen und zum anderen die Zusammenhänge des abstrakten Notensystems verstehen. Zeigen sich motorische Schwächen, beispielsweise bei der Koordination von Händen und Fingern, ist ein noch späterer Einstieg in den Unterricht möglich.
Trotz dieser offiziellen Empfehlung gibt es auch viele Unterrichtsangebote, die auf einen früheren Start ausgerichtet sind. In den letzten Jahren hat auch in Deutschland mit der Shinichi Suzuki Methode eine alternative Unterrichtsform ihren Platz in vielen privaten Musikschulen gefunden. Die Versprechen der Musiklehrer sind groß und dürften auch bei vielen Eltern für ein gutes Gefühl sorgen. Immerhin soll hier den Kindern ganz ohne Drill und diszipliniertes Üben daheim das Geigespielen beigebracht werden. Die Lehrer selbst werben mit einem kindgerechten Beginn. Obendrei müssen die Nachwuchs-Violinisten bei dieser Methode auch keine Noten lesen. Ein Einstieg ist, je nach Ausrichtung der Musikschule entweder mit vier oder fünf Jahren möglich. Diese Methode ist auch als Muttersprachemethode bekannt und wird mittlerweile nicht nur für die Geige, sondern auch für andere Streichinstrumente angeboten.
Unabhängig von der angewandten Methode haben alle eines gemeinsam: Sie sind auf eine enge Zusammenarbeit und intensive Unterstützung durch das Elternhaus angewiesen. So heißt es für Eltern vor allem, dass die Kinder motiviert werden müssen.
Auch wenn die eigenen Kinder keine Lust darauf haben, neben der klassischen Schulbank auch noch die der Musikschule zu besuchen, spricht nichts dagegen, das Spielen auf dem Instrument auch noch im Erwachsenenalter zu erlernen. Es gibt sogar allerhand Senioren, die immer wieder am Geigenunterricht teilnehmen und sich damit eben auch einen gewissen Lebenstraum erfüllen. Durch den Musikunterricht in der Schule bringen gerade junge Erwachsene wichtige Grundkenntnisse für den Geigenunterricht mit. Sicherlich wird dann eine Karriere als Profi-Violinist nicht mehr so einfach möglich sein, doch wer aus Freude Geige spielen möchte, kann auch dann problemlos einsteigen.
Autorin: Marta Fischer