„Gestern waren wir noch Kinder“: Wer erstach Anna Klettmann?
Die Serie „Gestern waren wir noch Kinder“ im ZDF und in der Mediathek ist Drama und gleichermaßen ein Psychothriller voller Twists.
Am Morgen von Anna Klettmanns 44. Geburtstag scheint alles ganz normal zu sein. Lediglich ihr Handy scheint sie verlegt zu haben. Ihr Mann Peter Klettmann – er besitzt in München eine Rechtsanwaltskanzlei für Erbschaftsrecht – packt zwei der drei Kinder, Vivi und Daniel, in die Familienkutsche und fährt sie zur Privatschule. Als er die Schule wieder verlässt, hält Peter Klettmann noch einmal an und lässt eine Klassenkameradin Vivis in den Wagen steigen. Währenddessen ist Anna Klettmann mit Emmi, ihrer Jüngsten, zu Hause, als sie in der Küche etwas entdeckt und Emmi in den Garten zum Spielen schickt. Wenig später ist Anna tot – erstochen, und Peter Klettmann ruft die Polizei und gibt sich als Täter aus. Das heile Leben der Familie Klettmann ist zerstört, Peter Klettmann in Untersuchungshaft, die drei Kinder zunächst in der Obhut einer Traumapsychologin, dann die beiden jüngeren Geschwister bei Pflegefamilien und die 18jährige Vivi in einem Hotel untergebracht. Dort kümmert sich ein junger Polizist um sie, der als letzter bei Vivis Mutter war, bevor sie starb. Doch was ist genau passiert zu Beginn der Serie Gestern waren wir noch Kinder?
Um diese Frage zu beantworten, gehen Drehbuchautorin Natalie Scharf und Regisseurin Nina Wolfrum weit in die Vergangenheit. Am Tag der Abiturfeier von Anna und Peter tut sich so viel, das massive Auswirkungen auf das zukünftige Leben der beiden hat, dass die Rückblenden dorthin die Handlung von einigen Folgen des Siebenteilers Gestern waren wir noch Kinder beleuchten. In Luisa, die beste Freundin Annas, war die halbe Klasse verliebt, auch Peter. Doch auf der Abiturfeier ist Anna sturzbetrunken und kotzt Peter auf den Anzug. Peter seinerseits tut im Suff etwas, das sein ganzes Leben verändert, und nur das Wiedergutmachungsgeschenk Annas, das neue Album von Depeche Mode, stoppt seinen Selbstzerstörungsmodus.
Gestern waren wir noch Kinder ist ein Psychodrama und gleichzeitig ein Thriller mit sehr vielen Twists. Rückblenden werden motiviert einen langen Brief, den Peter Klettmann im Gefängnis an seine Tochter schreibt, um ihr zu erklären, was warum passiert ist, aber auch im Zuge von Verhören durch eine Kriminalbeamtin. Weitere Rückblenden erfolgen wärend der Gespräche zwischen Vivi und dem Polzisten Tim. Schnell wird klar, dass Peter Klettmann wohl gar nicht der Mörder seiner Frau ist. Aber wer ist es dann? Es kommen immer mehr Menschen in Frage, und die Serie weiß Verdachtsmomente geschickt und sacht zu plazieren. Elterliche Gewalt, lebenslange Schuldgefühle oder schwere Traumata bei unterschiedlichen Menschen in und außerhalb der Familie Klettmann in insgesamt drei Generationen bestimmen die Charaktere, was man aber erst im Lauf der Handlung erkennen kann. Am Ende aber dominiert das Gefühl, dass in dem noblen Münchner Vorort, wo Gestern waren wir noch Kinder spielt, nichts heil ist und alles seit Jahrzehnten im Argen liegt. Wer Anna Klettmann an ihrem 44. Geburtstag wirklich getötet hat, ist dann zwar noch wichtig, klar. Aber genauso wichtig ist die Auflösung aller Handlungsstränge seit der Abiturfeier sowie in den Wochen vor dem Mord sowie danach.