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Gilberto Gil + Milton Nascimento

„Es hat sich einfach jetzt erst ergeben“, sagt Milton Nascimento. Punkt! Keine ziselierten Erklärungsversuche, warum Gilberto Gil und Milton Nascimento in ihrer jeweils über 40-jährigen Karriere erst jetzt zum ersten Mal gemeinsam im Studio standen. Die große Unbekannte Zufall war der Ausgangspunkt für das Album „Milton & Gil“. „Wir saßen zufällig im selben Flieger von Salvador de Bahia nach Rio. Wir kennen uns seit 1966, seit unserer Arbeit für die Sängerin Elis Regina. Aber wir hatten uns noch nie länger unterhalten“, erzählt Nascimento. „Dann sahen wir die Lichter von Belo Horizonte. Es war wie ein magisches Dreieck. Wir schauten uns an und sagten uns: ‚Das hat was zu bedeuten!‘“

Riesige, nahezu übermenschliche Erwartungen haben sich bei vielen Liebhabern brasilianischer Musik entwickelt, als vor einem Jahr das Gerücht aufkam, dass Milton Nascimento und Gilberto Gil an einem gemeinsamen Album arbeiten. Die beiden Giganten der populären brasilianischen Musik zum ersten Mal in ihrer Laufbahn vereint – das ist der Stoff, aus dem Legenden gesponnen werden.

Nun liegt das Album „Milton & Gil“ vor – und es ist keine Revolution, wie viele vielleicht erwartet haben, sondern ein wunderschönes, von einer friedvollen und entspannten Altersweisheit durchzogenes Album, das kein durchgängiges Thema besitzt, sondern „die verschiedene Cluster enthält, die unseren musikalischen Kosmos umreißen“, erklärt Gil. Beiden war es wichtig, jeweils den ersten Song aus den 60-ern, den sie vom Anderen hörten, dabei zu haben: „Cancao do sal“ von Nascimento, „Bon dia“ von Gil. Songs von Fito Paez, Dorival Caymmi Jorge Ben und George Harrisons „Something“ sowie fünf neue Stücke kamen hinzu.

Davon ist der Song „Sebastian“ besonders bemerkenswert. „Der Heilige Sebastian ist der Schutzheilige von Rio. Die Stadt hat auch ihre Pfeilwunden, Verletzungen, Wunden“, erklärt Textautor Milton Nascimento den Hintergrund. „Es ist eine Metapher. Indem wir ihm die Pfeile aus dem Körper ziehen, wollen wir auch der Stadt Rio helfen.“ Und Gil fügt hinzu: „Es ist ein Gebet für die Heilung, für die Linderung, denn Rio ist eine Stadt, die sehr unter den Problemen wie Armut und Gewalt leidet.“

Holger Erdmann

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