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„Wir sind unsere eigene Welt“: GoGo Penguin über „Necessary Fictions“

GoGo Penguin
GoGo Penguin (Foto: Mark Gregson)

So außergewöhnlich der Sound von GoGo Penguin, so speziell auch die Ideen der drei Musiker aus Manchester, was sie mit dem vielen Geld nach einem Pophit tun würden.

Chris, Nick, ihr kommt in eurer Musik normalerweise ohne Worte aus, aber beim Song „Forgive the Damages“ ist plötzlich der Gesang des britisch-ugandischen Singe/Songwriters Daudi Matsiko zu hören. Weshalb?

Chris Illingworth: Weil es uns wichtig gewesen ist, die Botschaft dieses Stücks durch Worte zu verstärken. Wir haben erst an ein Sample gedacht, aber dann ist da Daudi gewesen, und alles hat sich wie von selbst ergeben.

Um welche Botschaft geht es denn?

Nick Blacka: Im Wesentlichen ums Befreien von gesellschaftlichen oder sonstigen Zwängen und Erwartungen. Wir haben uns sehr intensiv mit dem Buch „The Middle Passage – From Misery to Meaning in Midlife“ des Psychoanalytikers James Hollis beschäftigt, als wir an dieser Platte gearbeitet haben. In unseren frühen Jahren, so schreibt er, werden wir stark durch unser Umfeld, unsere Familien und die Wertvorstellungen anderer Menschen beeinflusst. Doch irgendwann solltest du dein authentisches Ich gefunden haben und das Leben entsprechend deiner eigenen Prämissen gestalten.

Illingworth: Wir sind jetzt beide in unserem fünften Jahrzehnt auf diesem Planeten angekommen, haben beide Familie, und ich wage die Aussage, dass wir mit den Jahren ein bisschen weiser und entscheidungsstärker geworden sind.

Euer vorheriges Album „Everything is going to be OK“ stand unter dem Eindruck der Coronazeit und des Ausstiegs eures Schlagzeugers Rob Turner, für den mittlerweile Jon Scott in der Band ist. Würdet ihr sagen, dass sich alles zum Guten entwickelt hat?

Blacka: Zusätzlich zu allem anderen sind meine Mutter und mein Bruder an Krebs gestorben, innerhalb von neun Monaten. Wir hatten eine Menge zu verarbeiten, und ich denke, das ist uns gelungen. Wir haben wieder Spaß im Leben, vor allem auch Spaß am Musikmachen.

Illingworth: Der Titel war so etwas wie die Selbstbeschwörung eines Zustands, nach dem wir uns seinerzeit gesehnt haben. Natürlich ist nicht alles gut, aber vieles ist besser geworden. Uns gibt es seit zwölf, 13 Jahren, es ging auf und ab, doch auf „Necessary Fictions“ haben wir den Mut gehabt, unseren Blick zu weiten, für uns neue Instrumente mit ins Boot zu nehmen, noch offener und unberechenbarer zu werden.

Mit dem Begriff Jazz-Piano-Trio kann man euch in jedem Fall nicht mehr gerecht werden.

Illingworth: Das konnte man noch nie. Du kannst hundert Begriffe in den Topf werden: Rock, Ambient, Pop, Electronic, auch Jazz, aber es ist wirklich schwer, eine klare Zuordnung für uns zu finden. Doch genau das finden wir toll. Wir müssen in keine bestehende Welt passen, wir sind unsere eigene Welt. (lacht)

GoGo Penguin: Bald mit Dua Lipa?

Und in welcher Welt habt ihr das modernistisch-brutalistische Gebäude gefunden, das vorne auf eurem neuen Album drauf ist?

Blacka: Mitten in Manchester. Es heißt im Volksmund The Toast Rack, wurde 1959 gebaut und lange von der Universität genutzt. Jetzt steht es seit Jahren schon leer und wird nach und nach von der Natur erobert. Als Hobby-Fotograf habe ich Hunderte von Bildern von diesem Haus, es fasziniert mich schon immer. Sie diskutieren jetzt, ob sie es abreißen sollen. Total verrückt.
Wollt ihr es nicht kaufen?

Illingworth: Liebend gern. Aber dann müssten wir erstmal Dua Lipa dafür gewinnen, einen gemeinsamen Song mit uns aufzunehmen. (lacht)

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